Großbritannien, 2024
Wer auch immer von den Kritiker*innen angefangen hat, den neuesten Film der britischen Regisseurin Rose Glass mit Tarantino zu vergleichen, hat Tarantino nicht verstanden. Und Rose Glass leider noch viel weniger.
Ein solch krasser Stilwechsel hätte mich auch gewundert. Zu fein beobachtet und gezeichnet waren die beiden Frauenfiguren in ihrem Debütfilm „Saint Maud“ um eine krebskranke Frau und ihre streng religiöse Pflegerin.
Auch in „Love Lies Bleeding“, dessen Drehbuch die Regisseurin zusammen mit Weronika Tofilska verfasst hat, stehen wieder zwei Frauen im Mittelpunkt des Geschehens: die bi-sexuelle Bodybuilderin Jackie, die davon träumt an einem Wettbewerb in Las Vegas teilzunehmen, und die lesbische Lou, die in einem Bodybuilding-Club arbeitet. Die beiden beginnen eine leidenschaftliche Beziehung, doch als Lous Schwester von ihrem Mann krankenhausreif geprügelt wird, eskaliert die Situation.
Katy O’Brian ist eine wahre Naturgewalt als Jackie, Kristen Stewart liefert als Lou die wohl beste Leistung ihrer Karriere ab und Ed Harris beweist als Lous Vater, dass er selbst mit vermeintlich alberner Frisur verdammt bedrohlich sein kann.
Bediente sich Rose Glass in „Saint Maud“ Motiven des Horrorfilms, so garniert sie ihre rohe Liebesgeschichte „Love Lies Bleeding“, die sich zum wendungsreichen Crime-Drama entwickelt, mit popkulturellen Zitaten von David Lynch über Body-Horror bis zu Superheldenfilmen, von Ben Fordesman erneut in stimmungsvolle Bilder gepackt.
Großartiges, modernes, queeres, weibliches Kino. Und eben kein Tarantino.
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