Olivers Filmwelten

Aus Leidenschaft zum Film


„The Convert“

Australien/Neuseeland, 2023

Bewertung: 4 von 5.

Der Laienprediger Thomas Munro soll Anfang des 19. Jahrhundert in einer kleinen britischen Siedlung auf einer neuseeländischen Insel seinen Dienst antreten. Doch auf dem Weg dahin hat er der jungen Māori-Frau Rangimai (Tioreore Ngatai-Melbourne) das Leben gerettet und sie bei sich aufgenommen, was ihm unter den Siedlern nicht nur Sympathien einbringt. Allein die Witwe Charlotte (Jacqueline McKenzie) hält zu ihm.
Auf den ersten Blick hat Lee Tamahori, der nach seinen ersten Filmen „Die letzte Kriegerin“ und „Auf des Messers Schneide“ als neue interessante Stimme im Film der Neunziger galt, bevor er mit dem James Bond-Debakel „Stirb an einem anderen Tag“ und Fortsetzungen wie „xXx 2 – The Next Level“ im Action-Mittelmaß versackte, mit „The Convert“ einen klassischen Abenteuerfilm samt White-Saviour-Motiv gedreht.
Doch die Kritik greift zu kurz, denn die typischen Klischees umschifft Tamahori größtenteils.
Die Figur des Thomas Munro, von Guy Pearce mit viel Zurückhaltung gespielt, dient vielmehr als Beobachter und Archivar, nur ein Rädchen im Ablauf der Geschehnisse, in denen die weiblichen Figuren einen nicht unerheblichen Raum einnehmen, was auf Google zu dämlichen Kritiken wie „Fem-Fiction mit Geschichtsverklärung“ führte.
Sowohl dem Autor der Romanvorlage Michael Bennett, der selbst Māori ist, als auch Lee Tamahori, dessen Vater Māori war, ist merklich daran gelegen, die indigenen Ureinwohner Neusselands authentisch und differenziert darzustellen, soweit das im Rahmen eines Abenteuerfilms, denn ein solcher bleibt „The Convert“ immer, möglich ist.
Ausstaffiert wird die Geschichte mit knackig und blutig inszenierten Kämpfen und den beeindruckenden Landschaftsaufnahmen der Kamerafrau Gin Loane. „The Convert“ mag weder die emotionale noch die inszenatorische Wucht seiner Frühwerke haben, weckt aber die Hoffnung, dass Lee Tamahori zurück auf dem Weg zu einem ernst zu nehmenden Filmemacher ist.



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