Olivers Filmwelten

Aus Leidenschaft zum Film


„Martin“

USA, 1977

Bewertung: 5 von 5.

„Martin“ war George A. Romeros fünfter Film (und Interviews zufolge sein liebster) und erschien ein Jahr bevor der Regisseur 1978 mit „Dawn of the Dead“ seinen endgültigen Durchbruch erleben sollte.
Er erzählt die Geschichte des jungen Martin, der glaubt ein Vampir zu sein, und deswegen Frauen tötet und ihr Blut trinkt, was wir als Zuschauer*innen auch bereits in der Eröffnungssequenz miterleben dürfen. Romero nimmt hier die Vampirlegende und entreisst ihr sämtliche Erotik und Romantik, sondern zeigt sie gnadenlos als das was sie ist: Vergewaltigung und Mord.
Dass es ihm nach diesem Einstieg doch noch gelingt, uns für das Monster Martin, wenn auch nicht Sympathien, so doch Mitleid empfinden zu lassen, gehört zu den Stärken des Films und ist neben dem cleveren Drehbuch auch dem eindringlichen Schauspieldebüt von John Amplas in der Titelrolle zu verdanken.
Second Sight Films haben „Martin“ jüngst (dieser Beitrag entstand ürsprünglich am 09. April 2023) in England als 4K-Restauration herausgebracht, deren Ziel es allerdings nicht war, den Film an heutige Sehgewohnheiten anzupassen, sondern so zu bewahren, wie er gedreht wurde (der kürzlich entdeckte 3,5-Stunden-Originalcut hat es leider nicht auf die Veröffentlichung geschafft). Die extrem körnigen Bilder und matten Farben, in denen Kameramann Michael Gornick, mit dem Romero bis „Day of the Dead“ zusammenarbeiten sollte, den Schauplatz Pittsburgh einfängt, tragen sehr zur trostlosen Stimmung des Films bei, die Komponist Donald Rubinstein zusätzlich mit einem wunderschönen Soundtrack untermalt.
Herausgekommen ist eine der interessantesten Interpretationen des Vampirmythos, die zusammen mit „Near Dark“, „The Hunger“, „The Addiction“, „Blut an den Lippen“, „Only Lovers Left Alive“ und „A Girl Walks Home Alone at Night“ einen der vorderen Plätze in meinen persönlichen Top-10 der Vampirfilme einnimmt.



Eine Antwort zu „„Martin“”.

Hinterlasse einen Kommentar