Olivers Filmwelten

Aus Leidenschaft zum Film


„No profanar el sueño de los muerto“ / „Let sleeping Corpses lie“ / „Das Leichenhaus der lebenden Toten“

Spanien / Italien, 1974

Bewertung: 5 von 5.

„Das Leichenhaus der lebenden Toten“, dessen deutschem Titel leider die gewisse Poesie der Originals fehlt, ist ein Zombiefilm aus der Zeit als das Genre noch nicht toterzählt war, genaugenommen sogar aus der Zeit bevor es überhaupt richtig als Genre in Erscheinung trat, worin wohl auch der Grund liegen mag, warum er heute deutlich unbekannter ist als andere nur wenige Jahre später entstandene Filme.
Sechs Jahre nach Romeros „Night of the Living Dead„, dessen Einfluss deutlich spürbar ist, aber eben auch vier Jahre vor „Dawn of the Dead“, mit dem die Zombiewelle der Siebziger und vor allem Achtziger erst so richtig ins Rollen kam, schuf der spanische Regisseur Jorge Grau in spanisch-italienischer Co-Produktion nicht zuletzt dank der stimmungsvollen Kameraarbeit des nur einige Jahre später verstorbenen Fransisco Sempere einen der atmosphärischsten Zombiefilme überhaupt, der zwar dadurch eine gewisse Berühmtheit erlangte, dass er das erste Mal das bei Romero vorher nur angedeutete Fressverhalten der Zombies deutlich im Bild zeigte, aber diese auch erst gegen Ende vorkommenden Gewaltspitzen eigentlich gar nicht nötig gehabt hätte.
Der Kunsthändler George (Ray Lovelock) ist auf seinem Weg von Manchester in Richtung Lake District durch einen Unfall gezwungen mit der jungen Edna (Cristina Galbó, „The House that screamed„, „What have you done to Solange?„) mitzureisen, die ihre Schwester besuchen will.
Unterwegs wird Edna von einem verwahrlost aussehenden Mann angegriffen, dieser verschwindet jedoch bevor sie ihn näher identifizieren kann. Als es zu den ersten Todesfällen kommt, tritt der altgediente Polizeiinspektor des Ortes auf den Plan, vom amerikanischen Charakterdarsteller Arthur Kennedy mit großer Spielfreude als faschistoider Unsympath mit Hang zur Selbstjustiz dargestellt.
Zufälligerweise testet das Landwirtschaftsministerium in der Umgebung gerade eine neuartige Maschine zur Schädlingsbekämpfung. Ob diese etwas mit den seltsamen Vorgängen zu tun hat?
Regisseur Jorge Grau greift die bei Romero bereits vorhandene Sozialkritik auf und erweitert sie um den Aspekts des Umweltschutzes, was den Film heute aktueller denn je erscheinen lässt.
Eine eklige Mischung aus Horrorelementen, Kannibalismus, Kritik an Fortschrittsgläubigkeit und Polizei; inhaltlich wie formal ohne jede Qualität.“, befindet der katholische Filmdienst in seinem gerne fälschlicherweise als Standardwerk verkauften „Lexikon des internationalen Films“, was tatsächlich mehr über das Weltbild des Kritikers als über den Film aussagt, es sei denn eins macht es wie viele Genrefans und nimmt die Verrisse als Empfehlungen.
Im vorliegenden Fall hätte der Filmdienst mit seiner Kritik auf jeden Fall nicht falscher liegen können. Wenn es neben „Dawn of the Dead“ auch nur einen weiteren Zombiefilm aus den Siebzigern geben sollte, den eins als Genrefan gesehen haben „muss“, dann ist es „No profanar el sueño de los muerto„.
Die österreichische Bluray von XT Media hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel, bietet aber immer noch ein sehr schönes Bild und eine gute Ausstattung; in Deutschland ist der Film „aus Gründen“ leider nicht offiziell erhältlich. Hier bleibt zu hoffen, dass sich bald ein Label dieses zu Unrecht vergessenen Klassikers erbarmt und ihn den Klauen der deutschen Justiz entreisst.



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