Deutschland, 1974
Seit ein paar Jahren angekündigt hat Subkultur-Entertainment nun (der Beitrag entstand ursprünglich am 17. Januar 2024) endlich „Supermarkt“, den dritten Film des deutschen Regisseurs Roland Klick veröffentlicht, den ich nach Eintreffen bei mir direkt zweimal hintereinander geschaut habe, einmal „normal“ und dann nochmal mit dem Audiokommentar des Regisseurs, in dem Klick nicht nur Anekdoten (von denen es aber auch viele gibt) zum Besten gibt, sondern tatsächlich sehr viel und ausführlich zu seiner Arbeitsweise und seinen Regieentscheidungen erzählt.
Zwar war „Supermarkt“, im Gegensatz zu Klick Erstling „Bübchen“, in den letzten Jahren in Deutschland durchaus verfügbar, aber das Label versteht es in den Veröffentlichungen seiner Reihe „Deutsche Vita“ wie immer das Optimum herauszuholen. So liegt der Film als Blu ray und als 4K-UHD mit kräftigen Farben, angenehmer Schärfe und deutlichem Filmkorn vor, was dazu beiträgt die authentische und dreckige Atmospäre dieses Hamburger Großstadtfilms zu erhalten.
Der junge Willi, der in St. Pauli auf der Straße lebt, schlägt sich mit kleinen Gaunereien und Diebstählen durch. Bei einer Festnahme, der er sich aber durch Flucht entziehen kann, lernt er den Journalisten Frank (Michael Degen) kennen, der ihn bei sich aufnimmt, aber nicht verhindern kann, dass Willi immer tiefer in die Kriminalität abrutscht.
Allein die Prostituierte Monika (die wundervolle Eva Mattes in einer frühen Rolle) gibt ihm etwas Halt und Hoffnung auf ein besseres Leben. Doch dafür, so glaubt Willi, braucht er Geld, viel Geld…
Jost Vacano, der später mit seiner Kameraarbeit für „Das Boot“ berühmt werden und als Stamm-Kameramann von Paul Verhoeven („Robocop“, „Total Recall“) in Hollywood Karriere machen sollte, findet für die Außenseitergeschichte, die ohne den moralischen Zeigefinger des deutschen Autorenkinos des 70er Jahre auskommt (dafür aber mit einer ordentlichen Portion Exploitation-Kino), bei aller Kunstfertigkeit erstaunlich natürlich wirkende Bilder.
Die Rollen besetzte Klick zum einen mit im deutschen Kino und Fernsehen bis dahin unbekannten Theaterschauspielern (Michael Degen, Walter Kohut, Hans-Michael Rehberg), zum anderen mit echten Zuhältern, Türstehern u.a. aus St. Pauli.
Charly Wierzejewski, der Darsteller des Willi, wurde synchroniert, so erzählt Klick im Audiokommentar, von einem jungen Mann, der in den Pausen auf der Gitarre klimperte und für den der Regisseur dann den Text zum Titelsong „Celebration“ schrieb, der zu einem kleinen Hit wurde. Der Name des jungen Mannes, der in den Credits noch als Marius West aufgeführt wurde: Marius Müller-Westernhagen.
Wer nicht gleich zur Veröffentlichung von Subkultur-Entertainment greifen will, findet den Film (in natürlich schlechterer Bildqualität) für kleines Geld über die Filmgalerie 451 auf Vimeo.
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