Olivers Filmwelten

Aus Leidenschaft zum Film


„Promising Young Woman“

USA, 2021

Bewertung: 5 von 5.

Der Titel des Films klingt an an die Worte, mit denen unter anderem der 2016 verurteilte Vergewaltiger Brock Turner von den Medien beschrieben wurde: „a promising young man“, ein junger Mann, der eine vielverprechende Zukunft vor sich hat, die man durch eine Gefängnisstrafe zerstören würde.
Hatten seine Opfer das etwa nicht?
Genau dieser Frage nimmt sich „Promising Young Woman“ an.
Regisseurin und Drehbuchautorin Emerald Fennell erzählt in ihrem Debütfilm, für den sie den Oscar für das beste Originaldrehbuch bekommen hat, die Geschichte der ehemaligen Medizinstudentin Cassie, die mit 30 Jahren wieder bei ihren Eltern wohnt und sich nachts in Clubs rumtreibt, um sich in (scheinbar) angetrunkenem Zustand von Männern abschleppen zu lassen.
Erst als Cassie ihren ehemaligen Studienkollegen Ryan wiedertrifft und sich in ihn verliebt, scheint ihr selbstzerstörerisches Treiben ein Ende zu finden.
Carey Mulligan spielt die Titelrolle mit einer einnehmenden Präsenz im stetigen Wechsel zwischen Zerbrechlichkeit und Stärke, die ihr zahlreiche Nominierungen und Preise eingebracht hat.
Mit der Zeit entfaltet der Film seine Geschichte über Vergewaltigung und Rache, ohne dabei ein typischer Rape&Revenge-Thriller zu sein.
Was nicht heißen soll, dass er nicht an die Substanz geht.
Er muss nur die Vergewaltigung selbst nicht zeigen, um den Zuschauer verstehen zu lassen, dass etwas Furchtbares geschehen ist.
Seine ungeschönte Darstellung der in der Gesellschaft tief verankerten Rape-Culture, die die Schuld bei Opfern sucht und die Interessen von Tätern für schützenswerter hält, und in der Männer die vermeintliche Wehrlosigkeit von Frauen als Einladung verstehen, macht den Film auch so zu mitunter schwerer Kost, die noch lange nachwirkt.



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