Kanada, 1994
Als Geburtstagsgeschenk an mich selbst habe ich mir dieses Jahr (der Beitrag entstand ursprünglich 2021) die englische Bluray-Box mit den ersten sieben Filmen des kanadischen Autorenfilmers Atom Egoyan gegönnt, angesichts der Tatsache, dass diese Filme in Deutschland, wenn überhaupt, höchstens als DVD verfügbar sind.
Zwar kenne ich bisher leider nur „Exotica“ und „Das süße Jenseits“, die als Höhepunkte seines Schaffens gelten, aber selbst wenn der Rest der Filme deren Klasse nicht ganz erreichen sollte, dürften sie immer noch sehr außergewöhnliches Kino sein.
„Exotica“, der meine erste Berührung mit Atom Egoyan darstellte, wurde seiner Zeit in den 1990ern als „Erotikthriller“ beworben und auch Arte, in deren Mediathek der Film (als ich diesen Text verfasste) verfügbar war, macht leider diesen Fehler.
Enttäuschte Kritiker schrieben damals, es würde ja gar nichts passieren in diesem Film, und zeigten damit nur wie wenig sie diesen Film und die Kunstfertigkeit Atom Egoyans verstanden hatten.
Tatsächlich gibt es spannende Handlung, wie man sie von einem Thriller erwarten würde, in diesem Film eigentlich nicht, und auch die Erotik ist, trotz gelegentlich knapp bis unbekleideter Frauen, keine vordergründige, wie überhaupt in diesem Film nichts vordergründig ist.
Das zeigt bereits der Vorspann, während dessen die Kamera zu hypnotischer Musik, die die Stimmung des kommenden Films bereits gut wiedergibt, an einer Wand mit aufgemalten Dschungelpflanzen entlang fährt, vor der wiederum Ranken und andere Pflanzen aufgereiht sind.
Wie dieses Eingangsbild verfügt auch der Film über verschiedene Ebenen von Wahrheit, manche von ihnen echt und andere nicht.
Welche welche sind, erfährt der Zuschauer erst im Laufe der Zeit (oder auch nicht).
Jede scheinbar entschlüsselte Ebene, gibt den Blick frei auf eine neue noch unerforschte, jedoch ohne dass das ganze zwanghaft gewollt oder gar verkopft wirkt.
Egoyans Film erschließt sich am besten über die Sinne, er will nur bedingt verstanden, sondern gefühlt und erlebt werden.
Die teils überbordenden, teils verträumt wirkenden Bilder seines Stammkameramanns Paul Sarossy erzeugen dabei eine ähnliche Sogwirkung wie der Soundtrack, in dessen Mittelpunkt übergroß Leonard Cohens „Everybody knows“ steht.
Hinterlasse einen Kommentar