Olivers Filmwelten

Aus Leidenschaft zum Film


„Wojna światów – następne stulecie“ / „The War of the Worlds: Next Century“

Polen, 1981

Bewertung: 5 von 5.

„The War of the Worlds: Next Century“ ist der erste von drei Filmen des polnischen Autorenfilmers Piotr Szulkin über den Niedergang der menschlichen Zivilisation, die vom britischen Label Radiance letztes Jahr im polnischen Original mit englischen Untertiteln in einem wundervollen Boxset auf Blu-ray inklusive eines kleinen, aber aufschlussreichen Büchleins mit Essays veröffentlicht wurden.
Hinweise auf deutsche Veröffentlichungen oder Aufführungen konnte ich leider keine finden.
Der Film erschien 1981 als gerade das Kriegsrecht in der damaligen Volksrepublik Polen ausgerufen worden war und wurde direkt verboten, zu überdeutlich waren die Parallelen zwischen dem totalitären Staat, den Szulkin dort zeigte und dem polnischen Regime. Erst zwei Jahre später durfte er aufgeführt werden.
Sulkin nutzt für seine Tolitarismus- und Medienkritik lediglich die Ausgangssituation von H.G. Wells „Krieg der Welten“ und spinnt die Geschichte dann unter anderem unter Verwendung von Motiven aus Orwells „1984“ weiter.
Im Zentrum des Geschehens steht der Nachrichtensprecher Iron Idem, der die Sendung „Iron Idem’s Independent News“ moderiert. Als er versucht sich gegen die beginnende Zensur seines Programms zu wehren, werden er und seine Frau Opfer von Repressalien des Polizeistaates.
Kameramann Zygmunt Samosiuk kleidet die Geschichte in trist-realistische Bilder, die jedoch immer wieder von traumhaften Sequenzen durchbrochen werden, die in ihrer Ästhetik der Einsamkeit teilweise an die Gemälde Edward Hoppers erinnern, dann aber auch immer wieder David Lynch vorwegzunehmen scheinen.
Roman Wilhelmi, seinerzeit einer der beliebesten und bekanntesten Schauspieler Polens, trägt den Film mit seinem differenzierten Mienenspiel, und seine Ansprache an die Zuschauenden seiner Sendung in der Mitte des Films klingt, insbesondere in ihrer Fernsehkritik, die sich problemlos auf heutige Medien übertragen lässt, erschreckend zeitlos und aktuell.
Szulkin ist mit „The War of the Worlds: Next Century“ ein Film gelungen, der auch mehr als 40 Jahre später und außerhalb seines Erschaffungskontextes eine ungeheure Strahl- und Wirkungskraft zu entfalten weiß.
Ich hoffe, dass sich alsbald ein deutsches Label findet, das diesen außergewöhnlichen Regisseur und sein Werk hierzulande für das interessierte Publikum zugänglich macht.
Bildstörung oder Camera Obscura, übernehmen Sie!



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