Olivers Filmwelten

Aus Leidenschaft zum Film


„Buck and the Preacher“ / „Der Weg der Verdammten“

USA, 1972

Bewertung: 4 von 5.

„Buck and the Preacher“, nach einem Drehbuch des Schwarzen Schriftstellers Ernest Kinoy, war der erste Hollywood-Film, bei dem ein Schwarzer Regie führte. Sidney Portier, der neben Harry Belafonte die zweite männliche Hauptrolle spielte, übernahm den Regieposten wenige Tage nach Drehbeginn von Joseph Sargent, da sich der Film nicht in die Richtung entwickelte, die sich Portier und Belafonte vorgestellt hatten.
Es war ihre Idee gewesen, einen Film zu machen, der von der im Nachkriegswestern unterrepräsentierten, um nicht zu sagen eigentlich totgeschwiegenen Rolle Schwarzer Siedler in der amerikanischen Geschichte erzählt, dies jedoch auf eine unterhaltsame Weise.
Der ehemalige Soldat Buck (Sidney Portier) führt kurz nach Ende des Bürgerkriegs in den 1860er Jahren einen Treck Schwarzer Siedler von Lousiana nach Kansas, wo die ehemaligen Sklaven ein neues, freies Leben beginnen wollen. Dafür hat er einen Handel mit den amerikanischen Ureinwohnern geschlossen, durch deren Gebiet der Treck ziehen soll.
Eine Gruppe Weißer Gesetzloser unter der Führung des skrupellosen Deshay (wunderbar fies: Cameron Mitchell) wurde von Plantagenbesitzern angeheuert, den Treck zu überfallen und die Siedler notfalls mit Gewalt zur Rückkehr auf die Plantagen zu zwingen, sowie Buck zu töten.
Auf seiner Flucht trifft Buck auf den zwielichtigen Wanderprediger Reverend Willis Oaks Rutherford (Harry Belafonte) und im Laufe der Zeit entwickelt sich aus der Zweckgemeinschaft der beiden Männer eine Freundschaft.
Der Film lebt vom Zusammenspiel der beiden damaligen Superstars Portier und Belafonte, wobei letzterer mit seinem extrovertierten Auftreten oft den Comic Relief gibt, ohne jedoch dass seine Figur dabei ins Lächerliche fallen würde.
Überstrahlt werden die beiden jedoch von der wunderbaren Ruby Dee als Bucks Frau Ruth, die mit ihrer feinfühligen und ausdrucksstarken Darstellungskunst jede Szene, in der sie auftritt, an sich zieht und sich zu eigen macht. Die Schauspielerin, Dichter und Autorin war wie Portier und Belafonte eine wichtige Figur der Schwarzen Bürgerechtsbewegung in den USA.
Die Blu-ray aus der Criterion Collection (die britische Veröffentlichung läuft auch auf deutschen Playern) präsentiert den Film in einer tollen 4K-Restaurierung, ergänzt um zeitgenössische Talkshow-Auftritte von Portier und Belafonte, sowie ein aufschlussreiches Videoessay der Schwarzen Filmwissenschaftlerin Mia Mask.
Auf Amazon Prime gab es den Film unter dem unpassenden deutschen Titel „Der Weg der Verdammten“ für ein paar Euro zum Leihen, jedoch nur in SD und ohne englische Tonspur, weswegen ich davon eigentlich nur abraten kann, zumal ich nicht weiß, inwieweit die deutsche Synchronisation die sozialkritischen Untertöne des Films eliminiert und die Figur des Predigers ins Alberne kippen lässt (was beides durchaus zu befürchten ist).



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