USA, 2024
„Ich werde heute Nacht nicht schlafen können…“, schoss es mir während des Films wiederholt durch den Kopf.
Seit „The Descent“, der ja nun auch schon 19 Jahre her ist, habe ich glaube ich keinen Horrorfilm mehr gesehen, der so geschickt mit Licht und Dunkelheit spielt, mit dem was wir sehen und was wir nicht sehen, aber auch lieber nicht sehen wollen, wie Michael Mohans „Immaculate“.
Dazu kommen ein minimalistischer aber wirkungsvoller Soundtrack, eine Handvoll wohl plazierter Jump-Scares (noch einen mehr hätte ich nicht überlebt), ein bißchen Body-Horror, Zitate europäischer Exploitationklassiker wie dem spanischen „Tomb of the Blind Dead“ und dem deutschen „Hexen bis aufs Blut gequält“, mit denen er zudem thematische Gemeinsamkeiten aufweist, und unerwartet derbe Gewaltspitzen, die zum Teil mit der einen oder anderen Triggerwarnung einhergehen sollten, und fertig ist einer der effektivsten Horror- & Exploitationfilme der letzten Jahre.
Die junge amerikanische Novizin Cecilia tritt in ein italienisches Kloster ein, in dem die Nonnen eine Art Hospiz für alte Glaubensschwestern betreiben. Dort freundet sie sich mit der Ordensschwester Gwen an, doch irgendetwas Seltsames geht in dem alten Gemäuer vor.
Sidney Sweeney erweist sich wieder mal als Idealbesetzung für extrem fordernde Rollen, und wenn ihre vor Angst geweiteten Augen in die Kamera starren, drehen wir uns instinktiv um, um zu sehen, was hinter uns lauert. Und wenn wir wieder zurück auf den Bildschirm schauen, wünschen wir uns ein ums andere Mal, wir hätten doch noch einen Moment länger woanders hingeguckt.
„Immaculate“ ist keiner dieser modernen Mainstream-Horrorfilme, in denen Gewalt irgendwie cool und unterhaltend ist, sondern er atmet zutiefst den verstörenden Geist der 70er Jahre und das mit einer Kompromisslosigkeit, die ich ihm nie und nimmer zugetraut hätte.
Dass er ganz nebenbei auch noch etwas erzählt über die körperliche Autonomie von Frauen und ihre Rolle in einer von Männern dominierten Religion (und Gesellschaft) bewahrt ihn davor als reiner Horror-Flick abgetan werden zu können.
Menschen, die sich mal wieder hinter Kissen verstecken und anschließend bei Licht schlafen wollen, können einen Blick auf diesen Film riskieren.
Alle jedoch, die bei Themen wie Gewalt in der Schwangerschaft, Folter und exzessiver Gewaltdarstellung verständlicherweise raus sind, sollten hingegen einen großen Bogen um diesen Film machen.
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