Spanien, 1971
„Die Nacht der reitenden Leichen“ dürfte neben den Werken von Jess Franco („Vampyros Lesbos“, „Der Hexentöter von Blackmoor“) und von und mit Paul Naschy („Nacht der Vampire“) zu den wohl berühmtesten spanischen Horrorfilmen der siebziger Jahre zählen.
In Deutschland lange Zeit indiziert und auch jetzt offiziell noch nur stark gekürzt (auch um Handlungselemente, nicht nur Gewalt) erhältlich (es sei denn eins wendet sich ans Nachbarland Österreich), ist der Film in den USA jüngst aufwendig restauriert und ungeschnitten unter dem Titel „Tomb of the Blind Dead“ auf einer code-freien Blu-ray erschienen.
Regisseur Amando de Ossorio, der zwei Jahre zuvor mit „Malenka“ versucht hatte einen psychologisch interessanten Vampirfilm zu drehen, was aber an den Eingriffen der Produzenten scheiterte, die das Endprodukt stark veränderten, schuf mit „La noche del terror ciego“ einen trotz des geringen Budgets und den zumeist unbekannten Schauspieler*innen durchaus stimmungsvollen und erstaunlich kompromisslosen Hybriden aus Vampir- und Zombiefilm um untote Templerritter, die ihren Opfern das Blut aussaugen. Er war so erfolgreich, dass Ossorio drei Fortsetzungen drehte.
Die stimmungsvollen Sets wie die verfallene Klosterruine oder das mit rotem Licht ausgeleuchtete Atelier, in dem eine der Hauptfiguren Schaufensterpuppen entwirft und baut, tragen erheblich zur Wirkung des Film bei und sehen dank des neuen Bildtransfers wirklich fantastisch aus.
Ein großer Wermutstropfen sind die leider bei etlichen Filmen dieser Zeit üblichen Sexploitation-Elemente. Weder die Szene um ein früheres lesbisches Erlebnis der beiden weiblichen Hauptfiguren, noch die zum Glück nur sehr kurze aber dennoch voyeuristisch ausgeschlachtete Vergewaltigungsszene sind für die Handlung von irgendeiner Bedeutung und machen das Wiedersehen mit einem Klassiker, den ich zuletzt vor Jahrzehnten als schlechte VHS-Kopie gesehen hatte, zu einem zwiespältigen Vergnügen.
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