Olivers Filmwelten

Aus Leidenschaft zum Film


„Censor“

Großbritannien, 2021

Bewertung: 4.5 von 5.

Censor„, der Debütfilm der britischen Regisseurin und Drehbuchautorin Prano Bailey-Bond, spielt 1985 während der Hochzeit der Panik um die sog. „Video Nasties“, brutale Horrorfilme, die angeblich einen schlechten Einfluss auf die britische Gesellschaft hätten und zur Verrohung und Gewalttätigkeit der Jugend beitrügen und zu einer Zensur- und Verbotswelle für Filme wie z.B. „Driller Killer“ von Abel Ferrara oder „Last House on the Left“ von Wes Craven führte, auf die im Vorspann auch Bezug genommen wird.
Die junge Enid Baines arbeitet beim British Board of Film Classification, wo sie Filme für den neu aufgekommenen Videomarkt sichten und bewerten muss. Zu ihren Eltern hat sie seit dem Jahre zurückliegenden Verschwinden ihrer jüngeren Schwester Nina, an dem sie sich selbst die Schuld gibt, ein angespanntes Verhältnis.
Eines Tages glaubt sie in einem Film des berüchtigten Regisseurs Frederick North ihre Schwester wiederzuerkennen und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln.
Aus jeder Szene und jedem Detail spricht die Liebe der Regisseurin für die Horrorfilme dieser Zeit, die von Kamerafrau Annika Summerson, Setdesignerin Paulina Rzeszowska und Komponistin Emilie Levienaise-Farrouch mit viel Gespür sowohl auf optischer als auch musikalischer Ebene umgesetzt wird.
Bei aller Metaebene, die der Film selbstverständlich hat, ist er aber vorranging selbst ein Genrefilm, zu Beginn noch Psychothriller, der geschickt mit den verschiedenen Ebenen von Film, Traum und Realität spielt, entwickelt er sich mehr und mehr zum handfesten Horrorfilm mit zwar nur wenigen aber sehr guten, handgemachten Effekten.
Die irische Hauptdarstellerin Niamh Algar, die ansonsten hauptsächlich in Serien zu sehen ist, empfiehlt sich durch ihr zurückgenommenes und doch intensives Spiel für weitere Hauptrollen, und von der Regisseurin Prano Bailey-Bond werden wir hoffentlich noch mehr hören (und vor allem sehen).



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