USA, 2022
Im Jahr 1979 mietet sich eine Gruppe junger Leute in einer Hütte ein, um dort heimlich einen Pornofilm zu drehen.
Das große Vorbild, aus dem Regisseur Ti West auch keinen Hehl macht, sondern das er mehr als einmal bewusst zitiert (was dort noch ein Gürteltier war („Rango“ anyone?), wird hier zur Kuh) ist natürlich der Überklassiker des Genres „Texas Chainsaw Massacre„.
Und wenn West auch nicht der bessere Film gelingt (die Atmosphäre von TCM bleibt bis heute unerreicht), so doch vielleicht der intelligentere.
Was sich oberflächlich als Mischung aus 70er Jahre Terrorfilm und Backwood-Slasher mit sparsam eingesetzten aber saftigen Splattereinlagen und mal mehr oder weniger dezenter Nacktheit und Sex gibt, ist auf den zweiten Blick eine witzige Hommage an das Goldene Zeitalter des amerikanischen Pornofilms (Menschen, die sich für dieses Thema interessieren, empfehle ich Christian Kesslers gewohnt unterhaltsam zu lesendes Standardwerk „Die läufige Leinwand„) und eine zwar nicht in die Tiefe gehende, aber an den richtigen Stellen zupackende Studie über die Angst vor dem Alter und dem damit eingehenden Verlust von (Lebens-)Lust auf der einen und die Sehnsucht nach Jugend auf der anderen Seite.
„One day we will be too old to fuck!“, sagt eine der Porno-Darstellerinnen, quasi als Mahnung, das Leben nicht ungenutzt verstreichen zu lassen.
So sind es auch nicht degenerierte Hinterwäldler, die die jungen Menschen hier bedrohen, sondern das alte Ehepaar im Haus neben an, über deren Fernsehbildschirm ständig ein Fernsehprediger flimmert.
Der Film besitzt im übrigen eine im Horrorgenre eher ungewöhnliche sexpositive Haltung, ansonsten ist Sex ja seit „Halloween“ und „Freitag der 13.“ eher einer der Gründe, warum Teenager anschließend sterben. Das tun sie hier zwar auch, aber der Film versteht es auf unerwartete Weise mit diesem Topos zu brechen.
Hauptdarstellerin Mia Goth („Nymphomaniac„, „A Cure for Wellness„) spielt in einer Doppelrolle sowohl den jungen Porno-Star Maxine, die die meiste Zeit über nur mit einer Latzhose und ab und zu mal Stiefeln bekleidet in einer seltsamen Mischung aus Unschuld und Verführung durch die Szenerie schreitet und tänzelt, als auch Pearl, die Frau des alten Ehepaars, was die Szenen, in denen die beiden Figuren aufeinandertreffen, mit einer zusätzlichen Metaebene versieht.
Kameramann Elliot Rockett gelingt es zum einen nahezu perfekt den Look sowohl der alten Horror- als auch Pornofilme zu kopieren, aber auch, gerade durch den gekonnten Einsatz von mit Drohnen gefilmten Szenen, eigene moderne Akzente zu setzen.
Nicht alles in dem Film macht auf den ersten Blick Sinn, aber dafür hat Ti West schon ein Prequel namens „Pearl“ in Arbeit, das die Vorgeschichte der alten Frau beleuchten soll, natürlich wieder mit Mia Goth in der Hauptrolle.
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