USA, 1931
Zum Glück sind die Zeiten, in denen Filme aus der Pre-Code-Ära Hollywoods nur als verrauschte Kopien verfügbar waren, vorbei. Dank modernster Restaurationstechniken erstrahlen diese Filme jetzt in neuem Glanz, so auch „Safe in Hell“ aus dem Jahr 1931 von William A. Wellman, der 12 Jahre später mit „The Ox-Bow Incident“ wohl einen der wichtigsten Western überhaupt drehen sollte.
In „Safe in Hell“ erzählt er die Geschichte der Prostituierten Gilda (Dorothy Mackaill), die, als sie unter Mordverdacht gerät, mit Hilfe ihres Geliebten nach Tortuga flieht, von wo sie nicht ausgeliefert werden kann.
Er lässt sie dort in einem Hotel zurück, verspricht jedoch, ihr zu schreiben und sich zu melden, sobald sich die Sache beruhigt hat.
Bewohnt wird das Hotel, das von der Schwarzen Hotelmanagerin Leonie und dem ebenfalls Schwarzen Portier Newcastle betrieben wird, von einigen Weißen Männern, die ebenfalls allesamt auf der Flucht vor dem Gesetz sind. Gilda wird schon bald das Objekt ihrer Begierde und muss sich ihren Annäherungsversuchen erwehren.
Wellman gelingt es dabei überaus geschickt, dieses Sammelsurium abstoßender Männlichkeit einerseits als Bedrohung für Gilda darzustellen, der sie sich aber durchaus entgegenzustellen weiß, anderseits durch humorvolle Überzeichnungen in seiner Lächerlichkeit zu entlarven.
Interessant ist zudem neben der Tatsache, dass die von Nina Mae McKinney und Clarence Muse dargestellten Schwarzen Charaktere Leonie und Newcastle die einzigen positiv besetzten Figuren sind, denen Gilda auf der Insel begegnet, der Umstand, dass die beiden Darstellerinnen nicht den in Filmen damals üblichen, rasssistischen „N-Dialekt“ sondern normales Amerikanisches Englisch sprechen.
Wellman hat mit „Safe in Hell“ einen atmosphärisch dichten Film über moralische Integrität mit einer starken Frauenfigur geschaffen, der heute als Beispiel dafür gilt, was in Filmen vor Einführung des moralistischen Hays-Production-Codes möglich war, und dessen Schlusseinstellung noch lange nachwirkt.
Die im „Warner Archive“ in den USA erschienene Blu-ray ist wie immer codefrei und läuft auch auf deutschen Playern.
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