USA, 1933
Der Titel könnte zu der irrigen Annahme führen, in dem Film nach einem Drehbuch von Zoë Akins (basierend auf einem Roman von Gilbert Frankau) ginge es um einen Mann namens Christopher Strong.
Nun, diesen Mann, einen erfolgreichen und glücklich verheirateten Politiker, gibt es in diesem Film, der nur ein Jahr vor Einführung des Hays-Production-Codes entstand, tatsächlich, jedoch stehen, wie eigentlich immer bei Dorothy Arzner, die Frauen und ihre Beziehungen zueinander im Mittelpunkt des Interesses, in diesem Fall Strongs Ehefrau Elaine (Billie Burke), seine Tochter Monica (Helen Chandler) und die Fliegerin Cynthia Darrington (die wunderbare Katharine Hepburn in ihrer zweiten Film- und ersten Hauptrolle), in die er sich verliebt und mit der er eine Affäre beginnt.
Die von Hepburn mit unglaublicher Energie und Leidenschaft gespielte Figur war im Roman noch eine Rennfahrerin, woran es im Film immerhin eine Reminizenz in Form einer von Kameramann Bert Glennon brilliant gefilmten Verfolgungsjagd zwischen einem Auto und einem Motorrad gibt, die Rolle der burschikosen Fliegerin ist jedoch viel passender für diese unangepasste Frauenfigur, die größer ist als das Leben selbst und für die die Welt so viel zu klein ist.
Auch wenn im Film ein Generationenkonflikt zwischen der eher traditionell ausgerichteten Elaine einerseits und ihrer Tochter Monica und Cynthia anderseits heraufbeschworen wird, ist es wiederum typisch für Arzner, dass sie keine ihrer Frauenfiguren für ihre Entscheidungen verurteilt.
Vielmehr zeigt sie auf, wie das patriachalische System Frauen in ihrem Handeln und Denken beeinflusst und einzwängt.
„Marriage and children make every woman traditional„, lässt sie Elaine an einer Stelle fast resignierend (vielleicht aber auch als Warnung) sagen und selbst die scheinbar nicht zu bremsende Cynthia, die Erde und Himmel bezwungen hat, weiß daraus letztendlich keinen Ausweg.
Und es gehört zu den feminisitischen Spitzen und wunderbaren Regieeinfällen des Films, wenn Arzner die Rolle der tradionell gewordenen Elaine mit Billie Burke besetzt, die in den 1910er und 20er Jahren selbst Trendsetterin eines neuen, modernen Frauentyps war, und sie für die Szene des Festumzugs zu Ehren der Flugzeug-Weltumrundung von Cynthia Archivaufnahmen der Feierlichkeiten zu Charles Lindberghs Atlantiküberquerung nutzt, in die Katharine Hepburn geschickt hineingeschnitten wurde.
Die amerikanische Blu-ray aus dem Warner Archive läuft auch auf deutschen Playern und präsentiert den Film in toller Schärfe und Detailtiefe. Eine deutsche Veröffentlichung ist, wie schon bei Arzners anderen Werken angemerkt, leider Fehlanzeige.
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