USA, 1985
Vier Jahre nach „Der Drachentöter“ inszenierte Matthew Robbins die moderne Jeanne d’Arc-Geschichte „The Legend of Billie Jean“ mit Helen Slater in der Titelrolle, die leider bei Publikum und Kritikern durchfiel.
Das dürfte wohl auch der Grund sein, warum der Film lange Zeit nicht erhältlich war. In Deutschland ist er es aktuell immer noch nicht, aber wie so oft gibt es ja zum Glück Großbritannien, wo er vor einiger Zeit als spartanisch ausgestattete aber technisch überzeugende Blu-ray erschienen ist.
Und was auf den ersten Blick für mich nach „Guilty Pleasure“ klang, erweist sich als unterhaltsamer Film, der besser ist als sein Ruf und definitiv besser gealtert als viele seiner erfolgreicheren Zeitgenossen.
Der Roller des jungen Binx (Christian Slater in seinem Filmdebüt) wird von einer Gruppe jugendlicher Rowdys entwendet und demoliert. Als seine Schwester Billie Jean (Helen Slater, die im echten Leben tatsächlich nicht mit ihm verwandt ist), die Zeugin der Tat war, versucht bei Mr. Pyatt, dem Vater eines der Täter, das Geld für die Reparatur einzutreiben und dieser zudringlich wird, eskaliert die Situation und das Geschwisterpaar sieht sich gezwungen zu fliehen.
Neben den charismatischen Jungdarsteller*innen (zu denen sich noch die spätere Lisa Simpson-Sprecherin Yeardley Smith als ihre Freundin Putter gesellt) wissen auch die erwachsenen Schauspieler durchweg mehr als zu gefallen, sei es Richard Bradford als wunderbar schmieriger Mr. Pyatt, der wie immer großartige Dean Stockwell als Bezirksstaatsanwalt Muldaur und allen voran der viel zu selten gewürdigte Peter Coyote als Detective Ringwald.
Wahrscheinlich war das trotz des nicht zu leugnenden Male Gaze in etlichen Einstellungen doch schon etwas zuviel Female Empowerment inmitten des ansonsten testosteron-gesteuerten 80er-Jahre-Kinos, wenn Billie Jean sich von Männer nicht den Mund verbieten lässt und dort, wo vernünftig reden nicht weiterhilft, auch mal zielsicher ihr Knie einsetzt oder ihrer Freundin Putter unter den entsetzten Blicken ihres Bruders aufrichtig und überschwenglich zum Eintreten ihrer Periode gratuliert, um ihr zu zeigen, dass man sich dafür nicht schämen muss.
Natürlich ist das Ganze keine besonders tiefgreifende Geschichte oder gar feministische Auseinandersetzung mit den angesprochenen Themen, aber abgesehen von der wunderbaren „Natty Gann“ und Nancy Thompson aus „Nightmare on Elmstreet“ fallen mir jetzt nicht so wirklich viele erwähnenswerte jugendliche Filmheldinnen aus der Zeit ein. (Für Tipps diesbezüglich bin ich übrigens sehr dankbar.)
Denkt eins an die noch gar nicht so lange zurück liegenden verbalen und medialen Angriffe erwachsener Männer auf Greta Thunberg, so zeigen sich auch hier deutliche Parallen, die den Film in vielen Momenten erstaunlich (aber wenig erfreulich) aktuell erscheinen lassen, zeigt er doch wie wenig sich in dieser Hinsicht in den letzten fast 40 Jahren in dieser Hinsicht tatsächlich geändert hat.
Und wenn heutige Kritiker dem Film seine 80er-Jahre-Hochglanzoptik vorwerfen, dann haben sie dabei wohl schlichtweg übersehen, dass hier Jeffrey L. Kimball hinter der Kamera stand, der (nicht zuletzt mit dem nur ein Jahr später entstandenen „Top Gun“) diesen Look geprägt hat wie kaum ein zweiter.
Zumal dann, wenn hinter diesem Look mehr steckt, als man zuerst vermuten mag.
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