USA, 2020
„Unhinged“ von Regisseur Derrick Borte fühlt sich an wie ein inoffizielles Remake des niederländischen Films „Außer Kontrolle – Halt nicht an!„, den ich kürzlich auch gesehen hatte (dieser Beitrag stammt ursprünglich vom 29. Dezember 2020), da aber die Filme offensichtlich nahezu zeitgleich entstanden sind, mag es auch nur Zufall sein.
Beide erzählen von der Konfrontation zwischen Otto-Normalbürgern und Psychopathen im Straßenverkehr.
Während sich in dem holländischen Film eine Familie vom Fahrer eines weißen Lieferwagens verfolgt und bedroht sieht, ist es in der amerikanischen Variante eine Frau, die in das Blickfeld eines Pick-Up-Fahrers gerät.
Beide Filme zeigen in ihrer Eröffnungssequenz bereits deutlich, dass es sich bei den Fahrern der jeweiligen Fahrzeuge um wahnsinnige Mörder handelt, die jedoch unterschiedlicher kaum sein könnten.
Der hagere Mann aus „Halt nicht an!“ ist die leibhaftige Pedanterie, seltsam gestelzt, fast etwas unecht, wohingegen Russell Crowe in „Unhinged“ die fleischgewordene Wut ist.
Er ist dann auch der große Pluspunkt der amerikanischen Variante, massig, roh und gewalttätig.
Einige Kritiker werfen „Unhinged“ fehlenden Tiefgang vor, doch damit bellen sie am falschen Baum.
Es geht dem Film nicht um irgendwelche Kommentare über die Verrohung der Sitten im Straßenverkehr, er hat keinen Subtext wie „Falling Down„, der seltsamerweise des öfteren als Vergleich herangezogen wird.
Seine Stärken liegen in der Inszenierung, in der Atmosphäre der ständigen Bedrohung, die jedoch nicht subtil aufgebaut wird, sondern durch die Allgegenwärtigkeit von nicht aufzuhaltender Aggression erreicht wird, durch Russell Crowes Erscheinung und den Pick-Up perfekt in Szene gesetzt.
Hinzukommen die abrupten Gewaltausbrüche, die in ihrer Unmittelbarkeit so manchen Horrorfilm der letzten Jahre alt aussehen lassen.
Und ja, eigentlich ist „Unhinged“ mehr Horrorfilm als Thriller und als solcher hat er für mich wunderbar funktioniert, mit allen Schwächen des Genres, die ich gerne hinnehme, wenn ich dafür so eine Breitseite serviert bekomme, die mich das eine ums andere mal auf dem Sofa zusammenzucken läßt.
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