USA, 2013
Der Backwood-Slasher, in dem Jugendliche von seltsamen Hinterwäldlern gejagt und getötet werden, bildet sein eigenes Genre innerhalb des Horrorfilms von „Texas Chainsaw Massaker“ über „The Hills Have Eyes“ bis „Wrong Turn„. Filme, die nur innerhalb einer Backwood-Community spielen, sind hingegen relativ selten, auf Anhieb fällt mir eigentlich nur der überaus sehenswerte „Pumpkinhead“ mit Lance Henriksen ein.
Dem Debütfilm von Chad Crawford Kinkle fehlt die romantisierende Komponente von „Pumpkinhead“ und eigentlich bräuchte er seine übersinnlichen Elemente nicht, um den Zuschauenden kalte Schauer über den Rücken laufen zu lassen.
Die junge Ada ist Teil einer zurückgezogen lebenden Gemeinschaft, die ein mit Wasser gefülltes Loch verehrt, das die Mitglieder bei Bedarf heilt. Um das Loch ihnen wohlgesonnen zu stimmen, bringen sie diesem hin und wieder Opfer (wie der in Form von von Kindern gemalten Bildern gestaltete Vorspann bereits andeutet), wobei die vom Töpfer des Ortes in Trance gestalteten Krüge das nächste Opfer voraussagen.
Als Ada entdeckt, dass der nächste Krug ihr Gesicht zeigt, und sie diesen daraufhin im Wald versteckt, tritt sie eine Serie schrecklicher Ereignisse los.
Lauren Ashley Carter spielt die junge Frau, die sich nicht mehr mit ihrem Schicksal innerhalb dieser streng religiösen Gemeinschaft abfinden will, mit sprödem Charme und einnehmender Natürlichkeit. Ihr gegenüber brilliert Sean Young („Blade Runner„) in der Rolle ihrer gewalttätigen Mutter als Fleisch gewordene internalisierte Misogynie, die das eigentliche Schreckgespenst des Films ist.
Dass die Gemeinschaft bei aller scheinbaren Absurdität ihres Glaubens eigentlich die gleichen Werte vertritt wie die amerikanischen, insbesondere evangelikalen Christen (Jungfräulichkeit vor der Ehe, Kindsgeburt als höchstes weibliches Gut, etc.) gehört zu den geschickten Kniffen des Drehbuchs.
Kameramann Chris Heinrich kleidet die Geschichte in helle, klare Bilder, die zusätzlich hervorheben, dass der eigentliche Horror nicht im Dunkeln sondern im Tageslicht stattfindet, wenn man nur bereit ist hinzuschauen, was seine Kamera mitunter gnadenlos tut.
Regisseur und Drehbuchautor Kinkle ist mit „Jug Face“ ein origineller, kleiner Horrorfilm gelungen, der von den hervorragenden Schauspielleistungen genauso lebt wie von der Kompromisslosigkeit seiner Inszenierung.
Arrow Films hat „Jug Face“ in Großbritannien zusammen mit Kinkles zweitem Film „Dementer“ in einer schönen 2-Disc-Bluray-Special Edition mit hervorragendem Bild und interessanten Extras herausgebracht. Zur deutschen Veröffentlichung von „Jug Face“ kann ich leider nichts sagen, „Dementer“ hat den Weg hierhin noch nicht gefunden.
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