Olivers Filmwelten

Aus Leidenschaft zum Film


„Patriot Games“ / „Die Stunde der Patrioten“

USA, 1992

Bewertung: 4 von 5.

Eigentlich müsste „Patriot Games“ ein furchtbarer Film sein.
Dass er es nicht ist (oder doch?) oder uns beim Anschauen zumindest nicht unmittelbar so vorkommt, dürfte der Regieleistung von Phillip Noyce („Blindy Fury“, „Todesstille“) und den bis in die Nebenrollen (James Earl Jones, Samuel Jackson) hervorragend besetzten und ebenso aufspielenden Schauspieler*innen geschuldet sein.
Der Film basiert lose auf dem gleichnamigen Spionage-Thriller des Erfolgsautors Tom Clancy (so lose, dass Clancy seinen Namen aus dem Projekt zurückziehen wollte) und erzählt von der hehren Wut eines aufrechten Bürgers und Patrioten.
Der Geschichtslehrer und (wie sich später rausstellt) ehemalige CIA-Analyst Jack Ryan vereitelt im Urlaub in London ein Attentat einer Splittergrupper der IRA auf einen britischen Minister und erschießt dabei einen der Terroristen, wodurch er und seine Familie in das Fadenkreuz des Bruders des Getöteten geraten. Nur dumm für die Terroristen, dass Jack Ryan noch Freunde bei der CIA hat.
Für die komplexen Hintergründe des Nordirland-Konflikts interessiert sich der Film nicht eine Sekunde lang, sondern benutzt ihn nur als Ausgangspunkt, distanziert sich aber zugleich zweifach davon, um sich nicht damit auseinandersetzen zu müssen. Zum einen handelt es sich ja nur eine radikale Splittergruppe der IRA und zum zweiten hebt der Film seinen zentralen Konflikt recht schnell auf eine persönliche Ebene. Harrison Ford ist dabei die Idealbesetzung des integeren und guten Bürgers und Patrioten, der selbst dann nicht unsympatisch erscheint, wenn er von seiner Wut auf die Terroristen erzählt, die er während des Attentats und seines Eingreifens empfunden hat und auch nicht als diese Wut persönlicher wird, weil es um das Leben seiner Familie geht.
Ihm gegenüber steht Sean Bean in der Rolle des Terroristen Miller als die häßliche Fratze der Wut und des Patriotismus aka Terrorismus, die er mit großer Hingabe ausfüllt.
Was das Drehbuch uns als Charakterzeichnung verkaufen will, ist tatsächlich erstaunlich eindimensional und wird nur durch das ausdrucksstarke Schauspiel von Ford und Bean gekonnt überdeckt.
Phillip Noyce versteht es darüberhinaus perfekt, unterstützt von Kamermann Donald M. McAlpine („Predator„) und Komponist James Horner, die Zuschauer*innen durch die dichte Inszenierung in den Bann zu ziehen und sie vergessen zu lassen, dass sie hier eigentlich einen Werbefilm für die CIA und das Selbstverständnis der US-Politik als „Weltpolizei“ sehen.



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