Australien, 1978
„The Chant of Jimmie Blacksmith“ erzählt, basierend auf der gleichnamigen Erzählung von 1972 und wie diese aufbauend auf den realen Ereignissen um Jimmy Governor, die Geschichte des Jungen Jimmie, Kind eines Weißen und einer Aborigine, der Ende des 19. Jahrhunderts bei einem Methodisten-Pfarrer und dessen Frau aufwächst und dort sowohl eine Schulbildung als auch christliche Prägung erhält.
Als junger Erwachsener macht er sich auf die Suche nach einem Job und träumt davon ein „zivilisiertes“ Leben zu führen, wie er es in seiner Pflegefamilie kennengelernt hat.
Doch überall begegnen ihm nur Ablehung und Mißgunst von Seiten der weißen Bevölkerung, die nur den Aborigine in ihm sehen. Allein sein Onkel Tabidgi und sein Halbbruder Mort, die ihm nachreisen, und die junge Weiße Gilda Marshal, die er heiratet, geben ihm Halt.
Bis zu jenem verhängnisvollen Tag, an dem all die aufgestaute Verzweiflung und Wut über die ständigen Demütigungen und Drangsalierungen aus ihm herausbrechen und in einer Bluttat enden. Jimmie und seine Familie fliehen in das australische Outback und eine landesweite Suche nach ihnen beginnt.
Fred Schepisi schuf mit „The Chant of Jimmie Blacksmith“ eine der frühesten filmischen Auseinandersetzungen mit der rassistischen Kolonialvergangenheit seines Landes, die heute als einer der wichtigsten Filme Australiens gilt, damals aber trotz großen Kritikerlobs ein kommerzieller Mißerfolg war, der den Regisseur veranlasste nach Amerika zu gehen, wo er in den 80ern mit Filmen wie „Roxanne“ Erfolge feiern konnte.
Schepisi zeigt die Wunden, die tief durch die australische Seele gehen, nicht nur, er reißt sie gnadenlos auf und streut mit erschreckender Hartnäckigkeit Salz hinein.
Getragen vor allem vom natürlichen Schauspiel der beiden damaligen Laiendarsteller Tommy Lewis (der danach eine Film- und Theaterkarriere einschlug) und Freddy Reynolds als Jimmie und Mort, den einerseits schönen aber zugleich gnadenlos grausamen Bildern von Kameramann Ian Baker und dem zu Recht prämierten Soundtrack von Bruce Smeaton entsteht so ein schonungsloses und stellenweise nur schwer zu ertragendes Portrait einer zu tiefst rassistischen Gesellschaft, in dem es keinen Platz für Helden gibt.
Gerüchteweise lief der Film irgendwann mal unter dem Titel „Die Ballade von Jimmie Blacksmith“ im deutschen Fernsehen (wo ich ihn viellicht sogar in jungen Jahren schon mal gesehen habe), ist aber seitdem in Deutschland in keinster Weise für das Heimkino ausgewertet worden.
Das britische Label Eureka hat ihn im Rahmen seiner „Masters of Cinema“-Reihe wie üblich als Blu ray/DVD-Combo veröffentlicht, die neben der australischen Originalfassung von 122 Minuten auch die um fünf Minuten gekürzte internationale Fassung sowie eine Menge wirklich interessanter Extras enthält.
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