USA, 2022
Wie so manch anderer amerikanischer Film mit einem simplen und prägnanten Titel ist nun auch „Fall“ von Scott Mann Opfer des unsäglichen Trends deutscher Verleihfirmen geworden, den Titel durch einen zusätzlichen Untertitel reißerischer klingen zu lassen, und so heißt er hierzulande nun „Fall – Fear Reaches New Heights„.
Dabei hat der Film um zwei Extrem-Kletterinnen des britischen Regisseurs, der 2009 das knackige Killer-Wettbewerb-Spektakel „The Tournament“ iszeniert hatte, so einen Marketing-Unfug gar nicht nötig.
Der Ehemann der Extremsportlerin Becky stürzt bei einer gemeinsamen Klettertour in den Tod. Aus Schmerz darüber gibt sie die Kletterei auf, bis ihre Freundin Hunter sie ein Jahr später ermuntert, gemeinsam die oberste Plattform eines verlassenen, 600 m hohen Fernsehturm in der Wüste zu erklimmen. Oben angekommen, bricht ein Teil der maroden Leiter ab und die beiden Frauen müssen einen Weg nach unten finden.
„Fall“ ist packend inszeniertes und im wahrsten Sinne des Wortes schwindelerregend gefilmtes Adrenalin-Kino. Der Kameraarbeit von Mac Gregor hätte bei einigen Kletterszenen jedoch etwas weniger Male Gaze ganz gut getan.
Die beiden Darstellerinnen Grace Caroline Currey und Virginia Gardner spielen ihre Rollen glaubwürdig und mit vollem Körpereinsatz (die Stunts haben sie wohl alle selbst absolviert) und je länger die beiden Frauen auf dem Turm festsitzen, desto mehr liegen die Nerven blank und der Film schwenkt sogar etwas in Richtung Terror-Kino ab.
Noch in den 90er Jahren hätte man den Film wohl mit zwei Männern in den Hauptrollen gedreht und zu Beginn wäre die Frau des einen zu Tode gestürzt.
Der 2005 entstandene „Descent – Abrund des Grauens„, den ich auch mal wieder gucken könnte, war einer der ersten mir in bewusster Erinnerung gebliebenen Filme, die dieses Topos umgedreht haben, indem sie weibliche Charaktere in das Zentrum des Films stellten und der Mann sich mit der Funktion des Traumaauslösers zu Beginn benügen musste.
„Fall“ wurde übrigens in den USA mit Hilfe von AI in einem „visual dubbing“ genannten Verfahren nachträglich verändert, um alle „fucks“ aus den Dialogen zu entfernen und so die niedrigere PG-Freigabe zu bekommen. In Deutschland ist auch nur diese Version erhältlich.
Die britische Blu ray bietet auch die unveränderte Original-Tonspur.
Es gibt Dinge, die kann eins sich nicht ausdenken…
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