USA, 1931
Dorothy Arzner gilt als die einzige Regisseurin, die sich nach Einführung des Tonfilms im Studiosystem Hollywoods behaupten konnte.
„Merrily We Go to Hell“ ist der Trinkspruch des Reporters (und Möchtegern-Autors) Jerry Corbett (Fredric March), der auf einer Party die junge Joan Prentice, die Tochter eines Großindustriellen kennen- und lieben lernt.
Das Paar heiratet in den ersten 20 Minuten des Films, das in Hollywood viel beschworene Happy End steht hier also am Anfang der Erzählung, und die restliche gute Stunde Laufzeit dürfen wir dabei zusehen, wie sich der Trinkspruch erfüllt.
Die großartige Silvia Sidney, damals gerade 22 Jahre alt, spielt die junge Ehefrau, die mitansehen muss, wie ihr Mann durch seine Alkoholsucht und emotionale Abhängigkeit zu seiner Ex-Freundin, der Schauspielerin Claire, ihre Beziehung aufs Spiel setzt, und die schließlich die Kraft findet, sich zu behaupten, mit ungeheurer Eindringlichkeit. Ihre Joan ist eine jener modernen, starken Frauenfiguren, die für die Filme Dorothy Arzners so typisch sind.
Nur zwei Jahre später mit Einführung des „Hays Production Codes“, der strenge moralische Anforderungen an Drehbücher und Filme stellte, wäre ein Film wie dieser so sicher nicht mehr möglich gewesen. Alkoholismus, außer-ehelicher Sex (und zwar nicht nur durch den Mann), In-Frage-Stellung der monogamen Ehe als alleinige Beziehungsform zwischen Mann und Frau: all diese Themen spicht Arzner erstaunlich offen an.
Und wenn eins zum Schluss das Gefühl hat, dass sich das Happy End des Films irgendwie falsch anfühlt, dann hat Arzner wohl genau das erreicht, was sie wollte.
Die Criterion Collection hat den Film als auf einem 4K-Scan basierende Blu ray mit wie üblich guten Extras auf den Markt gebracht.
Deutschsprachige Veröffentlichungen der Werke dieser frühen feministischen und queeren Regisseurin sucht eins leider vergebens.
In den USA sind in der Warner Archive Reihe zumindest noch ihr Nachfolgefilm „Christopher Strong“ mit der wundervollen Katherine Hepburn und „The Bride Wore Red“ erhältlich.
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