Olivers Filmwelten

Aus Leidenschaft zum Film


„The Last Duel“

USA, 2021

Bewertung: 5 von 5.

Als der erste Trailer für Ridley Scotts „The Last Duel“ veröffentlicht wurde, konnte eins im Internet angeregte Diskussionen über die Authenzität der dort zu sehenden Rüstungen und Helme verfolgen.
Jetzt (dieser Beitrag entstand im Dezember 2021), nach Sichtung des Films, wird mir erst recht bewusst, wie irrelevant diese Diskussionen waren, sind die Ausstattung wie auch die Schlachtenszenen zu Beginn des Films doch nicht viel mehr als Lockstoff fürs Publikum.
Scotts „The Last Duel“ ist nämlich nur vordergründig ein Ritter- oder Historienfilm, der Hinweis am Anfang, die Handlung beruhe auf tatsächlichen Begebenheiten, bezieht sich eben nicht nur auf das titelgebende letzte als Gottesurteil gerichtlich verfügte Duell im Frankreich des 14. Jahrhunderts.
Es ist nur der Aufhänger für eine Geschichte über die männliche Sichtweise auf Frauen und Sexualität, über internalisierte Misogynie und eine Frau, die über all das nicht mehr schweigen will.
Durch den Titel „The Last Duel“ erweckt Scott den Eindruck, er erzähle vom Ende einer Tradition, doch in Wirklichkeit beschreibt er Vorstellungen und Denkmuster, die bis in die heutige Zeit fortleben.
Jodie Comer als Marguerite de Carrouges ist der Dreh- und Angelpunkt des Films, mit ihrem ruhigen und konzentrierten Schauspiel dominiert sie jede ihrer Szenen auf eine unaufdringliche Art und Weise.
Matt Damon ist es zu verdanken, dass die Figur ihres äußerlich entstellten und innerlich gefühlskalten Ehemanns nicht zur Karikatur verkommt und Adam Driver als der Vergewaltigung bezichtigter Jacques Le Gris darf in der sicherlich ambivalentesten Rolle des Films mal wieder beweisen, warum er vielen als einer der interessantesten Schauspieler der Gegenwart gilt, und ein fast zur Unkenntlichkeit erblondeter Ben Affleck gibt als historisch verbürgter Pierre d’Alençon einen faszinierenden Widerling ab.
Scotts Stammkameramann Dariusz Wolski hüllt das Ganze in von bläulichen und gelblichen Farbfiltern geprägte Bilder, die mitunter etwas zu zu gewollt trist wirken, als wäre die Thematik nicht schon bedrückend genug.
Texttafeln am Ende angeblich historischer Filme finde ich zumeist überflüssig, weil sie selten noch tatsächlich etwas zum Film beitragen. Ganz anders hier, doch seht selbst.



Eine Antwort zu „„The Last Duel“”.

  1. […] von Alfie Williams in seiner ersten Hauptrolle und der großartigen Jodie Comer, die nach „The Last Duel“ erneut ihr Talent für vielschichtige, glaubwürdige Charakterdarstellungen unter Beweis […]

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