USA, 1995
Philip Ridley hat neben seiner Tätigkeit als Fotograf, Schriftsteller und Bühnenautor auch drei Filme als Regisseur und Drehbuchautor geschaffen.
Über sein Debüt „The Reflecting Skin„, der zu meinen ewigen Lieblingsfilmen gehört, muss ich auch mal was schreiben (habe ich ja mittlerweile, dieser Beitrag stammt ursprünglich von 2021), aber hier und heute soll es um sein Zweitwerk „The Passion of Darkly Noon“ gehen, der jetzt dank des wunderbaren Labels Arrow Films zumindest in den USA als von Ridley persönlich abgesegnete Blu-Ray-Edition erschienen ist. Entgegen der Angaben auf dem Backcover ist die Disc codefree.
„The Passion of Darkly Noon“ erzählt die Geschichte eines jungen Mannes (Brendan Fraser), der der einzige Überlebende einer fanatisch-religiösen Sekte ist, und der von der in einem einsamen Haus im Wald lebenden Callie (Asley Judd) aufgenommen und gepflegt wird. Die natürliche und von ihm als sexuell-offen wahrgenommene Art seiner Lebensretterin verwirrt den streng erzogenen Darkly und bringt ihn in Gewissenskonflikte zwischen seiner religiösen Prägung und seinen aufkeimenden Gefühlen.
Als Callies stummer Lebensgefährte Clay (Viggo Mortensen) von einer Reise zurückkehrt, verschärft sich die Siuation zwischen den drei Personen.
Darkly wurde von seinen Eltern nach einer Passage aus 1. Korinther, 13 benannt („Now we see each other through a glass darkly.“), auch bekannt als das Hohelied der Liebe, doch genau diese Liebe hat er selbst nie erfahren und so versteht er sie auch nicht, als er ihr in der Gestalt Callies begegnet.
Brendan Fraser spielt die Rolle des großen Kindes, das seine Umwelt nicht begreift und mit wachsender (Auto-)Aggression darauf reagiert, mit einer Intensität, die man ihm aufgrund seiner späteren, zum größten Teil albernen Komödienrollen, heute (2021) kaum zutrauen würde.
Ashly Judd, die hier zwei Jahre nach dem wundervollen „Ruby in Paradise“ in ihrer zweiten Hauptrolle zu sehen ist, verkörpert Callie mit einer zugleich unschuldigen wie verführerischen Natürlichkeit.
Und an Viggo Mortensens Darstellung, mit dem Ridley bereits in „Schrei in der Stille“ zusammengearbeitet hatte, ist hauptsächlich zu bedauern, dass man seine Stimme nicht zu hören bekommt. (Seine Interpretation des Satans aus „God’s Army“ jagt mir noch heute bei jedem Satz Schauer über den Rücken.)
Kameramann John de Borman kleidet die Geschichte in teils surreale, sehr kontrastreiche Bilder, in denen jeweils einzelne Farben stark dominieren, und die die wetter- wie gefühlsbedingte Hitze greifbar machen wie kaum ein zweiter Film. Mir fiele da lediglich noch der heute ähnlich vergessene „U-Turn“ von Oliver Stone ein.
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