Olivers Filmwelten

Aus Leidenschaft zum Film


„U-Turn“

USA, 1997

Bewertung: 5 von 5.

In den 1990ern gab es eine Reihe von Neo-Noir-Filmen, meist kleinere Produktionen, unter denen Oliver Stones „U-Turn“ im Vergleich genauso hervorsticht, wie er es im Gesamtschaffen des Regisseurs tut.
Stone, der Schöpfer politisch aufgeladener, stets irgendwie übergroß angelegter Filme wie „JFK“ oder „Nixon“ drehte mit vergleichbar kleinem Budget einen ebenso kleinen Film mit einem jedoch überaus namhaften Cast.
Der Gauner Bobby Cooper (Sean Penn) strandet dank eines geplatzten Kühlerschlauchs im kleinen Wüstenkaff Superior in Arizona, wo er auf die verführerische Grace (Jennifer Lopez) trifft.
Deren hochgradig eifersüchtiger Ehemann Jake (Nick Nolte) ist fortan nur eines der Probleme, die sich ihm in den Weg stellen.
John Dahl hatte ein paar Jahre zuvor mit Nicolas Cage, Dennis Hopper und Lara Flynn Boyle in „Red Rock West“ bereits eine ähnliche Geschichte auf Zelluloid gebannt.
Stone überhöht die bei Dahl bereits vorhandenen komödiantischen Momente fast schon ins Absurde und anders als Dahl in „Die letzte Verführung“ oder Wayne Kramer in „The Cooler“ zitiert er auch nicht die Ästethik des Film Noirs, sondern bedient sich seiner ganz eigenen Bildsprache, mit der es ihm und seinem Stamm-Kameramann Robert Richardson, der ab „Kill Bill“ auch mit Tarantino zusammenarbeiten sollte, gelingt die flirrende Hitze des Wetters und der Gemüter geradezu greifbar einzufangen.
Was zu den Klängen von Peggy Lees „It’s a good day“ als schwarze Komödie begann, steigert sich im Verlauf des Films in eine Gewaltspirale, bei der schon bald klar ist, dass sie niemand ernsthaft überleben kann.
Erzählt wird das Ganze in weiten Teilen in jenem balladesken Ton, den Tarantino mit „Pulp Fiction“ in das Genrekino der 90er Jahre gebracht hatte, und der bei so manchen Zuschauer*innen aber auch Filmemachern zu dem traurigen Trugschluss führte, das Töten von Menschen sei im Film generell eine witzige Angelegenheit.
Ich kann mich gut erinnern, wie das Publikum bei einer anläßlich des Erfolgs von „Pulp Fiction“ erfolgten Vorführung von „Reservoir Dogs“ selbst bei der berüchtigten Rasiermesserszene in schallendes Gelächter ausbrach.
Stone hingegen versteht es sehr genau, wann (und wie) er Gewalt als komödiantisches Element einsetzen kann, und wann sie genau das tun soll, was sie gemeinhin tut: nämlich weh tun.
Die 2022 von Koch Media im Mediabook veröffentlichte Blu ray (mit der nach einer Neubewertung durch die FSK heruntergestuften Freigabe ab 16) bietet wie bei Koch (mittlerweile PLAION Pictures) üblich ein hervorragendes Bild.
Und allen, die an dem Genre des Neo-Noir Gefallen gefunden haben (und auf exessive Gewaltdarstellung verzichten können oder möchten), mag ich John Dahls „Kill me again„, „Red Rock West“ und „Die letzte Verführung“ sowie Wayne Kramers „The Cooler“ wärmstens ans Herz legen.



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