Olivers Filmwelten

Aus Leidenschaft zum Film


„The Wonder“ / „Das Wunder“

Irland, Großbritannien, 2022 (Netflix)

Bewertung: 5 von 5.

Der Film beginnt mit Aufnahmen aus der Produktionshalle eines Filmstudios und während eine Stimme aus dem Off von Geschichten erzählt und die Zuschauer*innen auffordert, auch die nun folgende zu glauben, schwenkt die Kamera in das Filmset hinein und damit in das Irland des Jahres 1862.
Die wissenschaftlich aufgeklärte Krankenschwester Elizabeth „Lib“ Wright erhält die Aufgabe, zusammen mit einer Nonne den Fall der elfjährigen Anna O’Donnell zu beobachten, die angeblich seit vier Monaten nichts mehr gegessen hat, sondern allein durch Manna vom Himmel am Leben erhalten wird.
Eingefasst in die gemäldeartigen Bilder der australischen Kamerafrau Ari Wegner („Lady Macbeth„, „Power of the Dog„) und untermalt von dem unterschwellig beunruhigenden Soundtrack von Matthew Herbert erzählt der chilenische Regisseur Sebastián Lelio, basierend auf dem Roman von Emma Donoghue, die zusammen mit Alice Birch auch das Drehbuch schrieb, von Verlust und Trauer und der unheilvollen Macht des Glaubens und letztendlich von christlicher Mystik als Mittel der Verblendung und damit der Herrschaft von Männern über das Leben und die Körper von Frauen und Mädchen.
Florence Pugh beweist nach „Lady Macbeth„, „Midsommar“ und Blockbustern wie „Black Widow“ mit ihrem leisen und pointierten Spiel erneut, warum sie völlig zu Recht als eine der talentiertesten und wandlungsfähigsten Schauspielerinnen ihrer Generation gilt.
Die junge Kíla Lord Cassidy steht ihr als Anna jedoch kaum nach. Ihre Mutter Elaine Cassidy gibt auch ihre Filmmutter, während Tom Burke (der Athos aus der britischen Musketeers-Serie) als Journalist Will Byrne und Ciarán Hinds, der in der Serie „Rome“ einst einen beeindruckenden Cäsar gab, als Father Thaddeus ihr Charisma ausspielen dürfen.
Ein trotz (oder gerade wegen) seiner langsamen Erzählweise ungemein ergreifender und stellenweise zutiefst erschreckender Film, der noch lange nachhallt.



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