Olivers Filmwelten

Aus Leidenschaft zum Film


„The Silence of the Lambs“ / „Das Schweigen der Lämmer“

USA, 1991

Jonathan Demmes „Das Schweigen der Lämmer“ war der erste „Horrorfilm“, der einen Oscar bekam und der dritte Film, der alle fünf großen Oscars (Bester Film, Beste Regie, Bestes (adaptiertes) Drehbuch, sowie beide Hauptdarstellenden-Oscars) abräumen konnte.
Er etablierte das Genre des Serienkiller-Films entgültig im Mainstream und galt gemeinhin als wichtiger Meilenstein in der Entwicklung starker Frauenfiguren im Film.
Dem gegenüber steht der desaströse Umgang mit dem Thema Transgender (im Film noch als Transsexualität bezeichnet), für den sich Demme zwar wiederholt im Nachhinein entschuldigt hat, dessen im negativen Sinne ikonische Szenen sich aber tief im Bewusstsein des damaligen Publikums verankert haben.
Sicherlich war „Das Schweigen der Lämmer“ nicht der erste Film mit einem trans* codierten Killer, aber doch deutlich erfolgreicher und somit einflussreicher als Brian de Palmas „Dressed to Kill“ oder Jean-Denis Bonans „A Woman Kills„. Und er nutzt die trans*-Thematik, trotz aller halbherzigen Differenzierungsversuche, die meiner Meinung nach auch völlig ins Leere laufen, im Gegensatz zu oben genannten Beispielen zudem leider bewusst für vordergründige Schockeffekte.
Und auch die damals viel gepriesene starke Figur der weiblichen FBI-Ermittlerin Clarence Sterling erweist sich im Rückblick als weitaus weniger empowernd als sie weithin gesehen wurde. So tritt ihr Kampf gegen das männlich geprägte Establishment der Ermittlungsbehörden doch arg in den Hintergrund angesichts der überpräsenten Überwindung ihres Kindheitstraumas. Buch und Film haben hier die Chance vertan, tatsächliche Probleme ernsthaft aufzuzeigen und ihre Heldin an deren Überwindung wachsen zu lassen.
Und auch den Erfolg der Lösung des Falls gönnen sie ihr nicht wirklich, liegt dieser doch schlußendlich bei Hannibal Lecter, der die FBI-Ermittlerin nur in die richtige Richtung dirigiert.
Wieviel weiter das Genre heute ist (oder sein kann), zeigt im Übrigen der wunderbare „To Catch a Killer“ von 2023.
Was die oben beschriebenen Punkte so besonders bedauernswert bis ärgerlich macht, ist die handwerkliche Meisterschaft des Films, mit der es ihm auch heute noch mühelos gelingt sein Publikum zu fesseln, sei es Demmes gekonnte Regie, das eindringliche Schauspiel von Anthony Hopkins und Jodie Foster oder die brilliante Kameraarbeit von Tak Fujimoto.
Somit bleibt er filmhistorisch sicherlich bedeutsam als wichtiger aber problematischer Entwicklungspunkt und Klassiker eines Genres, das heutzutage aber glücklicherweise qualitativ mehr als ebenbürtige Alternativen zu bieten hat.



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