USA, 1959
Ich muss ja zu meiner Schande gestehen, dass ich bei Harry Belafonte, bis ich diesen Beitrag 2023 schrieb, zuerst an den „Banana Boat Song“ (in der Muppets Version) denken musste, bevor mir einfiel, dass er Menschenrechtsaktivist und Schauspieler war.
Mit umso größerem Interesse hatte ich eine vom British Film Institute veröffentlichte Auflistung seiner zehn besten darstellerischen Leistungen gelesen.
Neben den von mir sehr geschätzten „BlacKkKlansman“ von Spike Lee und „Kansas City“ von Robert Altman (der immer noch auf meinem Stapel noch zu schauender Filme liegt) fand ich dort den Film „The World, the Flesh and the Devil„, in dem Belafonte die Hauptrolle spielt, und der offensichtlich (außer auf irgendwelchen Filmfestivals) nie in Deutschland zu sehen war.
Lose basierend auf der Geschichte „The Purple Cloud“ von M. P. Shiel erzählt er von dem Schwarzen Mineninspektors Ralph Burton, der dadurch, dass er in einer Mine verschüttet wurde, eine atomare Katastrophe überlebt, die, wie es scheint, den gesamten Rest der Menschheit auslöscht.
Als es ihm aus eigener Kraft und Verzweiflung gelingt, sich aus der Mine zu befreien, findet er eine menschenleere Welt vor und beschließt nach New York zu gehen, in der Hoffnung dort Überlebende zu finden.
Die ersten 40 Minuten des Films begleiten wir Belafonte durch die Einsamkeit, von Kameramann Harold J. Marzorati in eindrucksvolle Cinemascope-Schwarzweiß-Bilder zwischen atemloser Schönheit und beklemmender Fremdartigkeit gefasst.
Als er auf die junge Weiße Frau Sarah Crandall (Inger Stevens) trifft, scheint er wieder Lebensmut zu fassen, doch die Wunden, die die von der Segregation geprägte Gesellschaft bei ihm hinterlassen hat, sitzen zu tief.
Und durch den dritten Überlebenden, den geheimnisvollen Benson Thacker (beeindruckend: Mel Ferrer), dem sie das Leben retten, spitzt sich die Situation weiter zu.
Die zeitgenössische Kritik (und auch die Darstellenden) warfen dem Film den Umgang mit dem Thema Rassismus vor, macht er doch überdeutlich die Frage nach der Möglichkeit einer Beziehung zwischen einem Schwarzen und einer Weißen auf, weigert sich jedoch am Ende, diese zu beantworten.
Sicherlich wäre die eindeutige Stellungnahme genau das, genau der Paukenschlag gewesen, den die damalige Zeit gebraucht hätte.
Und wahrscheinlich wäre der Film dann heute weitaus bekannter als er es ist, was er nicht zuletzt auch wegen der großartigen Inszenierung und den hervorragenden Darstellungsleistungen verdient hätte.
Aber gerade aus heutiger Sicht erscheint das Ende des Films in seiner Weigerung, die Frage wer der beiden Männer die Frau bekommt, nicht nur nicht zu beantworten, sondern geradezu obsolet zu machen, (ob nun beabsichtigt oder nicht) auf einer anderen Ebene erstaunlich modern.
Der vorausgegangene Kampf zwischen den beiden Männer entscheidet eben nicht, wie so oft in Filmen, diese Frage, sondern die Frau tut es und das in einer Form, die klassischen Erwartungshaltungen zuwiderläuft.
Inger Stevens heiratete übrigens nur zwei Jahre später den Schwarzen Schauspieler und Produzenten Ike Jones, hielt die Ehe jedoch aus Angst vor Repressalien geheim. Erst als sie 1970 im Alter von nur 35 Jahren starb, wurde diese Tatsache bekannt.
Hinterlasse einen Kommentar