Deutschland, 1983
Robert van Akkerens Film über eine junge Frau namens Eva, die nach der Trennung von ihrem Lebensgefährten beginnt ihren Lebensunterhalt erst als Prostituierte und schließlich als Domina zu verdienen und sich dabei in einen Gigolo verliebt, war einer der großen deutschen Kinoerfolge des Jahres 1983 und der Durchbruch für seine Hauptdarstellerin Gudrun Landgrebe.
So sehr mich der Auftakt des Films (die Trennungsszene) emotional berührt hat, so schnell verlor ich aber auch das Interesse an dieser Eva.
Zu fremd war und ist mir das Milieu der gehobenen Gesellschaft, in der sie sich nicht nur bewegt, sondern zu der sie auch gehört, zu unterkühlt die Darstellung nicht nur der Hauptfigur sondern der gesamten Szenerie.
Immerhin gibt es hier zum Glück keine Cinderella-Geschichte wie z.B. später bei „Pretty Woman„, sondern eine Mischung aus Liebesdrama und Gesellschaftskomödie über eine Frau, die lernt sich gegen die Ansprüche von Männern an ihr Leben und ihre Sexualität durchzusetzen.
Doch dafür dürften sich damals die wenigsten Zuschauenden interessiert haben, ist der Erfolg des Filmes doch wohl mehr seinen Schauwerten geschuldet, seinem Einblick in eine vermeintlich „fremde“ Welt voller nackter Haut, BDSM-Praktiken, Bi- und Homosexualität.
Und genau in diesem Schaukastengefühl liegt mein zweites großes Problem mit dem Film.
Für Eva ist BDSM nur ein Mittel zum Zweck, um als Prostituierte Geld zu verdienen ohne sich den sexuellen Wünschen von Männern unterwerfen zu müssen, ihr Geliebter, der bisexuelle Callboy Chris (Mathieu Carrière) lehnt es rigoros ab, und Evas Kunden bleiben nur gesichtslose Momentaufnahmen. Bei allem vermeintlich offenen Umgang, der mir stellenweise sogar eher spekulativ erscheint, findet keine tatsächliche Auseinandersetzung mit der Thematik statt.
Das sollte Elfi Mikesch und Monika Treut nur zwei Jahre später in „Verführung: Die grausame Frau„, ihrer sehr freien Verfilmung von Sacher Masochs „Venus im Pelz„, deutlich besser gelingen. Und genau genommen erfahren wir sogar in jener kurzen Szene in JT Mollners 2023er Thriller-Meisterwerk „Strange Darling“ mehr über BDSM als in van Akkerens gesamtem Film.
Und dann ist da noch der Umgang mit Gewalt gegen Frauen.
Die Beiläufigkeit mit der Eva und der Film den Femizidversuch bei Seite wischen, als wäre nichts geschehen, lassen den vorherigen Schockmoment über die Bedeutung des rätselhaften Filmtitels im Nichts verpuffen und fast zu einem billigen Marketing-Gag verkommen.
Der finale Triumph der weiblichen Hauptfigur bekommt dadurch leider den bitteren Beigeschmack einer Oberflächlichkeit, die dem Thema nicht nur in keinster Weise angemessen und sondern viel mehr Teil des Problems ist.
Hinterlasse einen Kommentar