USA, 2024
Schon der Trailer zu Robbert Eggers‘ Neuverfilmung von „Nosferatu“ hatte mich seinerzeit so gar nicht abgeholt, aber immerhin wurden meine Erwartungen bei der heutigen, lange vor mir hergeschobenen Sichtung des ganzen Films wenigstens nicht enttäuscht.
Ich fand ihn wie erwartet furchtbar.
„Nosferatu“ war ja schon immer eine Dracula-Verfilmung und als solche muss sie sich nicht nur den Vergleich mit Murnaus Original und Herzogs Neuinterpretation gefallen lassen, sondern auch mit all den anderen Filmen über den transsylvanischen Grafen, ganz gleich ob er Dracula oder Orlock heißt. Und da kenne ich eine ganze Menge, gegen die er in meinen Augen den Kürzeren zieht.
Kameramann Jarin Blaschke sagte in einem Interview, Eggers Neuverfilmung sei seine bisher beste Kamerarbeit, was auf den betriebenen Aufwand bezogen stimmen mag, im Ergebnis aber wenig sichtbar wird. Nicht nur im Vergleich zu den opulenten Bildwelten eines Michael Ballhaus aus Francis Ford Coppolas „Dracula“ sondern auch zu seinen eigenen, vorherigen (von mir sehr geschätzten) Arbeiten mit Eggers wie „The Witch“ und vor allem „The Lighthouse“ aber auch „The Northman“ wirken die Bilder in „Nosferatu“ bei allem Stilwillen über weite Strecken seltsam belanglos, allein die Schlusseinstellung sticht übergross heraus, doch dafür war es nach zweieinviertel Stunden dann auch zu spät.
Irgendwann zu Beginn des Films verpasst der Immobilienmakler Thomas Hutter fast einen Geschäftstermin, weil seine Frau Ellen noch lieber mit ihm rummachen will, und am Ende wird Graf Orlock vom Sonnenlicht überrascht, weil er nicht von Ellen ablassen kann. Doch diese Verführungskraft, die es vermag männliche Wesen in kleine und große Unglücke zu stoßen, muss erzählt werden, sowohl vom Film selbst als auch von den vorkommenden Figuren, denn Lily-Rose Depp vermag sie nicht zu vermitteln.
Doch mit ihrer mangelnden Ausstrahlung ist sie bei Nicholas Hoult als ihrem Ehemann genauso in guter Gesellschaft wie bei Bill Skarsgard, dessen Mimik hinter der Maske des Grafen nahezu verschwindet und dessen verzerrte Stimme für mich im ersten Moment klang wie aus einem schlechten Intro einer Black-Metal-Scheibe. Und ich mag Black-Metal eigentlich…
Eggers Entscheidung der weithin bekannten Handlung des Films einen Prolog voranzustellen, in dem die einsame Ellen durch Gebete ungewollt den Vampirgrafen Orlock erweckt (und damit durch ihre Sehnsucht nach Zuneigung ursächlich Schuld ist an dem ganzen folgenden Unglück) kann nicht nur als in einer unseeligen Tradition der Verdammung weiblichen Begehrens stehend gelesen werden, sondern nimmt auch Ellens Opfer am Ende sowohl die Tragik als auch die Heldenkraft und verkehrt es in einen Akt der Sühne und Erlösung von (weiblicher) Schuld.
So, und ich gucke jetzt lieber nochmal „Draculas große Liebe“ von und mit Paul Naschy, da spüre ich trotz allem Camp und Trash doch deutlich mehr Herzblut.
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