Olivers Filmwelten

Aus Leidenschaft zum Film


„Rosen blühen auf dem Heidegrab“

Deutschland, 1952

Bewertung: 4.5 von 5.

Der „Heimatfilm“ gilt heute gemeinhin als Inbegriff des seichten Unterhaltungsfilm der deutschen Nachkriegszeit, der mit zumeist in den deutschsprachigen Gebirgsgegenden spielenden Geschichten um Liebe und Verrat und einer Heraufbeschwörung eines einfachen und natürlichen Lebens das Publikum vom Unbill des eigenen Alltags ablenken sollte.
Während es mittlerweile durchaus auch moderne Heimatfilme gibt, die sich kritisch mit dem Leben in den konservativ geprägten ländlichen Gebieten auseinandersetzen (hier sei vor allem Hans Steinbichlers großartiges 2003er Debüt „Hierankl“ genannt), waren damals Filme, die aus oben beschriebenem Muster ausbrechen, überaus selten.
Rosen blühen auf dem Heidegrab“ tut dies in zweierlei Hinsicht.
Zum einen spielt er nicht im Gebirge, sondern in der Lüneburger Heide, für die filmisch das Teufelsmoor bei Worpswede herhalten musste, und zum anderen ist er weit entfernt vom „Heile Welt“-Bild anderer Produktionen.
Regisseur und Drehbuchautor Hans H. König erzählt die Geschichte der jungen Dorothee, die sich den immer aufdringlicher werdenden Annäherungsversuchen des Heidebauern Eschmann zu entziehen versucht, bis er sich schließlich mit Gewalt nimmt, was er als sein Recht ansieht, wofür sie auf Rache sinnt.
Ruth Niehaus, die damals mit ihren 27 Jahren bereits eine hoch angesehene Theaterdarstellerin war, verleiht der Figur der Dorothee in ihrer ersten Filmhauptrolle mit ihrem eindringlichen Spiel eine charakterliche Tiefe, die uns unmittelbar an ihrem Leiden teilhaben lässt, während Hermann Schomberg, ebenfalls vom Theater stammend, den Heidebauern Eschmann nicht minder beeindruckend als brachial-bedrohliche Naturgewalt gibt.
Kameramann Heinz Schnackertz unterstützt die ohnehin düstere Geschichte mit starken Schwarzweiß-Bildern, deren Fokus neben der kargen Landschaft vor allem auf den Gesichtern der Darstellenden liegt.
Filmjuwelen hat dieses beklemmende und lange vergessene Kleinod des deutschen Nachkriegsfilms vor ein paar Jahren als schön aufgemachte DVD veröffentlicht, wo er aus dem Heimatfilmprogramm des Labels immer noch so monolitisch und doch wenig beachtet herausragt wie zur Zeit seiner Entstehung aus dem Einheitsbrei des Genres.



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