Deutschland, 1943
Jüngst habe ich mir die Blu-ray-Box „Jubiläums-Edition“ zum 50. Jubiläum der Friedrich-Murnau-Stiftung zugelegt, die sechs Filme aus fünf Jahrzehnten enthält, die vorher noch nicht oder nur in minderer Qualität erhältlich waren, darunter neben drei Stummfilmen auch Helmut Käutners frühes Meisterwerk „Romanze in Moll“ mit der wunderbaren Marianne Hoppe und Paul Dahlke.
Ein einfacher Buchhalter kommt eines Abends vom Kartenspiel nach Hause und findet seine Frau bewusstlos vor, die offensichtlich versucht hat Selbstmord zu begehen. Um die Behandlungskosten bezahlen zu können, versucht er einige Habseligkeiten zu beleihen, darunter eine Perlenkette, von der er immer glaubte, es handele sich um eine Billigproduktion aus dem Kaufhaus. Der Pfandleiher versichert ihm jedoch, dass es sich um ein echtes und überaus wertvolles Schmuckstück handelt.
In Rückblenden erzählt Käutner, frei nach einer Novelle von Guy de Maupassant und inspiriert vom französischen „poetischen Realismus“, die Geschichte einer Frau, die versucht aus den gesellschaftlichen Zwängen der Ehe auszubrechen, um ihr Glück zu finden.
Damit wirkt „Romanze in Moll“ wie ein deutlicher Gegenentwurf zu seinem zwei Jahre zuvor entstandenen „Auf Wiedersehn, Franziska„, in dem Marianne Hoppe eine ähnlich angelegte Rolle gespielt hatte, jedoch mit einem propagandistisch angelegten „Happy End“, in dem sie sich mit ihrem Mann versöhnt, bevor dieser an die Front zurückkehrt.
Zwar spielt „Romanze in Moll“ um die Jahrhundertwende, das Aufbegehren der weiblichen Hauptfigur gegen gesellschaftliche Normen war den Nazis jedoch ein Dorn im Auge, die den Film „volkszersetzend“ nannten.
Die bi-sexuelle Marianne Hoppe war übrigens damals mit dem schwulen Theaterintendanten Gustaf Gründgens verheiratet, um nach außen hin eine bürgerliche Fassade aufrechtzuerhalten.
Zuletzt als VHS für den Heimvideomarkt veröffentlicht, liegt der Film hier nun in einer wunderschön restaurierten Fassung vor, die eine weitere Veröffentlichungslücke im Gesamtwerk dieses großen deutschen Regisseurs schließt und für sich allein schon die Anschaffung der Box rechtfertigt.
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