Olivers Filmwelten

Aus Leidenschaft zum Film


„Drive-Away Dolls“

USA, 2024

Bewertung: 4 von 5.

Ethan Coen dreht (erstmalig ohne seinen Bruder Joel) einen Film über zwei lesbische Freundinnen, die zufällig in den Besitz eines Koffers mit geheimnisvollem Inhalt kommen. Irgendwie hatte ich, trotz meiner hohen Meinung von den Coen-Brüdern, Angst, das Ganze könnte sich als Alt-Herren-Phantasie voller Klischees und Male Gaze erweisen.
Bis ich erfahren habe, dass der Film auf eine Idee seiner Ehefrau Tricia Cooke zurückgeht, die selbst lesbisch ist und mit der er in einer, wie sie es in Interwiews nennen, „nicht-tradionellen Beziehung“ mit jeweiligen Partner*innen außerhalb der Ehe lebt. Tricia und Ethan hatten sich am Set von „Miller’s Crossing“ kennengelernt, wo sie im Cutterteam arbeitete. Später sollte sie für einige ihrer größten Erfolge selbst als Cutterin tätig sein. Und jetzt eben als Drehbuchautorin und Co-Regisseurin und nur weil sie kein Mitglied der Directors League of America ist, wird sie nicht offiziell als Regisseur im Vorspann genannt.
Margaret Qualley, die mich jüngst als Sue in „The Substance“ sehr beeindruckt hatte, und die mir bisher unbekannte Geraldine Viswanathan spielen die beiden unterschiedlichen Freundinnen, die eigentlich nur durch einen Roadtrip ihrem bisherigen Leben entfliehen wollen, doch durch ein Mißverständnis schon bald auch vor drei Verbrechern und einer Polizistin fliehen müssen, im Gepäck ein… nein, das wird hier nicht verraten.
Kamerafrau Ari Wegner, die für ihre Arbeit an Jane Champions „The Power of the Dog“ zurecht mit Nominierungen und Preisen überschüttet wurde, findet für die wilde, stellenweise erstaunlich brutale, dafür aber sehr sex-positive Geschichte, starke Bilder, allein der Sinn der psychedelischen Zwischensequenzen wollte sich mir nicht so recht erschließen.
Coen, Cooke, Qualley und Wegner arbeiten übrigens bereits am nächsten gemeinsamen Film „Honey Don’t!„, einer Detektivkomödie, die der Mittelteil ihrer „Lesbian-B-Movie“-Trilogie werden soll.
Drive-Away Dolls“ hat trotz gelegentlicher, erzählerischer Schwächen, die dann doch gerade im Vergleich zum großartigen „Love Lies Bleeding“ auffallen, auf jeden Fall genug Spaß gemacht, dass ich mir „Honey Don’t!“ auch anschauen werde.



Eine Antwort zu „„Drive-Away Dolls“”.

  1. […] der positiven Überraschungen des letzten Jahres war für mich „Drive-Away Dolls„, den Ethan Coen zusammen mit seiner Ehefrau Tricia Cooke als ersten Teil ihrer queeren […]

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