Olivers Filmwelten

Aus Leidenschaft zum Film


„Lola vers la mer“ / „Lola and the Sea“ / „Lola und das Meer“

Belgien, Frankreich, 2019

Bewertung: 5 von 5.

Die 18jährige Lola lebt in einem Jugendheim seit ihr Vater sie vor zwei Jahren nach ihrem Outing als trans zu Hause rausgeworfen hat.
Als ihre Mutter, die lange sehr krank war, stirbt und ihr Vater Lola nicht zur Trauerfeier einlädt, klaut sie die Urne mit der Asche ihrer Mutter.
Doch dann taucht ihr Vater im Heim auf und erzählt Lola, dass es der letzte Wunsch ihrer Mutter gewesen sei, in ihrer Heimat, an der flämischen Küste ins Meer verstreut zu werden. Widerwillig machen sich die beiden gemeinsam auf den Weg, diesen Wunsch zu erfüllen…
Lola vers la mer“ ist der zweite Spielfilm des belgischen Filmemachers Laurent Micheli. Einfühlsam erzählt er von den Problemen einer jungen trans Frau, von Mya Bollaers mit einnehmender Natürlichkeit und nahegehender Eindringlichkeit gespielt, wofür sie als erste trans Schauspielerin mit dem Magritte Award, dem höchsten belgischen Filmpreis, als „Most Promising Actress“ ausgezeichnet wurde.
Was ich „Lola vers la mer“ beim Anschauen hoch angerechnet habe, ist die Tatsache, dass der Film kein Hollywood-Märchen ist, in dem im Laufe einer Autofahrt plötzlich alles gut wird. Micheli zeigt die allgegenwärtige Trans-Feindlichkeit in der belgischen Gesellschaft (nicht nur in der Figur des Vaters), zugleich setzt er aber Momente der Hoffnung und Hilfsbereitschaft gezielt bei anderen Ausgestoßenen der Gesellschaft, wie Lolas bestem Freund Samir oder der Besitzerin eines Bordells, in dem Lola und ihr Vater unterwegs unterkommen müssen.
„“Lola vers la mer“ ist ein kraftvolles und poetisches queeres Roadmovie, dabei zugleich ehrlich und erfreulich kitsch-frei, das in Deutschland und Großbritannien im französischen und flämischen Originalton mit jeweils deutschen bzw. englischen Untertiteln auf DVD erschienen ist, zur Zeit aber auch bei Prime im QUEER CINEMA Channel gestreamt werden kann.



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