Olivers Filmwelten

Aus Leidenschaft zum Film


„Papicha – Der Traum von Freiheit“

Algerien, Frankreich, 2019

Bewertung: 4.5 von 5.

Nedjma und ihre Freundinnen studieren Französisch im Algerien der 1990er Jahre. Nachts schleichen Sie sich aus dem Wohnheim, ziehen sich im Taxi um und gehen in Clubs tanzen und feiern. Dort verkauft Nedjma auch selbst genähte Kleider an andere junge Frauen, um sich ihren Lebensunterhalt zu finanzieren.
Doch der Einfluss der Islamisten, die Frauen aus dem öffentlichen Leben verbannen wollen, wächst, sowohl an der Universität als auch außerhalb. Aber Nedjma will sich nicht beugen und so plant sie eine Modenschau mit aus traditionellen Gewändern geschneiderten, modernen Kleidern.
Die algerisch-französische Regisseurin Mounia Meddour erzählt die semi-autobiographische Geschichte eines besonderen Widerstands mit dem geschulten Blick einer Dokumentarfilmerin für die kleinen Details des algerischen Alltags dieser Zeit und einem beeindruckenden Talent für komplexe Charaktere, die von den Schauspieler*innen zu glaubwürdigem Leben erweckt werden.
Lyna Khoudri, zuletzt u.a. als Constance in der zweiteiligen, französischen Neuverfilmung der „Drei Musketiere“ zu sehen, spielt die Rolle der Nedjma zwischen Verletzlichkeit und aufmüpfigen Mut mit großer Eindringlichkeit.
Obwohl er an Originalschauplätzen gedreht wurde, ist Meddours Film bis heute in Algerien verboten, zu deutlich zeigt die Misogynie und Gewaltbereitschaft des Islamismus (bei Männern wie Frauen gleichermaßen) und zu sehr feiert er die Lebensfreude und den Widerstand der jungen Frauen: ein kraftvolles, feministisches Statement, dessen Thema leider nach wie vor hochaktuell ist.
Die deutsche DVD wie auch der Stream bei Prime präsentieren den Film wahlweise im Originalton mit Untertiteln oder in deutscher Synchronisation, zu deren Umsetzung ich allerdings nichts sagen kann, da ich ihn im Original geschaut habe.



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