Olivers Filmwelten

Aus Leidenschaft zum Film


„Berlin – Alexanderplatz“

Deutschland, 1931

Bewertung: 5 von 5.

Nur zwei Jahre nach Erscheinen des wegweisenden Romans „Berlin Alexanderplatz“ von Alfred Döblin kam 1931 die erste Verfilmung in die Kinos. Döblin selbst hat mitgeholfen, aus den rund 500 Seiten seines Opus Magnus ein Drehbuch für einen Film von gerade einmal 88 Minuten Laufzeit schreiben. Dabei konzentriert er sich auf wenige Kernpunkte der Handlung und das zentrale Beziehungsgeflecht zwischen dem wegen Totschlags verurteilten und nun frisch aus dem Gefängnis entlassenen Franz Biberkopf, dem Kriminellen Reinhold und den beiden Frauen Cilly und Mieze.
Heinrich George, wie Regisseur Phil Jutzi damals noch dem linken, kommunistisch geprägten Kulturspektrum zuzuordnen (beide arrangierten sich jedoch später mit den Nazis um weiterhin künstlerisch tätig sein zu können), trägt den Film durch seine differenzierte und derart eindringliche Verkörperung des Franz Biberkopf, dass Bernhard Minetti als Reinhold sowie Maria Bard als Cilly und Margarete Schlegel als Mieze trotz ebenfalls beeindruckender Darstellungsleistungen zwangsläufig in den Hintergrund treten.
Die zweite Hauptrolle neben George spielt, ganz wie im Roman, die Stadt Berlin selbst. Immer wieder sehen wir in quasi dokumentarischen Aufnahmen das alltägliche Leben in der Hauptstadt und wenn Biberkopf zu Beginn des Films mit der Tram durch die Stadt fährt und von der Geschwindigkeit und der Fülle der Eindrücke schlicht überwältigt wird, dann fügen sich die brillante Kameraarbeit von Nicolas Farkas, der Schnitt, Ton und die Musik sowie das Schauspiel Georges zu einem filmischen Gesamtkunstwerk zusammen, das auch über 100 Jahre später immer noch seine beeindruckende Wirkung entfaltet.
Die in Deutschland von Filmjuwelen veröffentlichte Blu-ray präsentiert den Film in einer schönen 2K-Restaurierung, da der Film in den USA aber mittlerweile zum Public Domain gehört, ist er mit Qualitätsabstrichen sowohl im Internet Archive als auch auf YT zu finden.



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