Olivers Filmwelten

Aus Leidenschaft zum Film


„La tarantola dal ventre nero“ / „Der schwarze Leib der Tarantel“

Italien, 1971

Bewertung: 2.5 von 5.

Paolo Cavaras Film „Der schwarze Leib der Tarantel“ wird gerne als früher Beitrag zum Genre des Giallo bezeichnet, jenen nach der gelben Umschlagfarbe italienischer Pulp-Romane benannten italienischen Thrillern der 1970er Jahre, die sich nicht selten durch optisch ausgefallene Ausgestaltung und blutig inszenierte Mordsequenzen auszeichneten.
Gerade im Bezug darauf hält sich der Film jedoch tatsächlich angenehm zurück, wie die Mordserie ohnehin nicht im Mittelpunkt steht, sondern nur ein Puzzlestück in einer durchaus geschickt konstruierten Handlung aus Erpressung und Drogenschmuggel bildet.
In deren Zentrum steht der ermittelnde Polizeiinspektor Tellini, von Giancarlo Giannini überaus glaubwürdig als Mann voller Selbstzweifel gespielt, dessen spannend inszenierte Jagd nach dem Mörder zum Mittel der Selbstbehauptung wird.
Leider verschenkt der Film in den letzten Minuten alle Sympathien, die er zuvor aufbauen konnte, wenn er in der von einem Kollegen Tellinis vorgetragenen Auflösung jene unterschwellige Misogynie offenbart, die im Genre leider immer wieder zu finden ist, indem er die Schuld für die Femizide eben nicht beim Täter sucht, sondern die Taten als wenn auch psychopatisch ausgeprägte Reaktion auf ein vermeintliches „Fehl“-Verhalten der Frau, sei es Untreue oder Verspotten des Mannes, zu erklären versucht.
Schade, denn ohne diese perfide Täter-Opfer-Umkehr wäre Cavaras Film ein zwar nicht perfekter, aber über weite Strecken sehenswerter Beitrag zum italienischen Polizeifilm mit gut gezeichneten Hauptfiguren und letztendlich sogar verzichtbaren Giallo-Anleihen. So ist er leider ein filmisches Bespiel für das umgangssprachliche, deutsche Sprichwort, etwas mit dem Hintern einzureißen, was man vorher mühsam mit den Händen aufgebaut hat.



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