USA, 2022, Serie, 8 Episoden, Netflix
Bevor es demnächst mit Staffel 2 weitergeht, hier zur Auffrischung mein Review zur ersten Staffel aus 2022.
Die Verbindung des Genres der (High) School-Filme mit phantastischen Elementen hat in den letzten Jahren geradezu eine Blütezeit erlebt („Winxx„, „Sabrina„, „School for Good and Evil„), jedoch mit sehr unterschiedlichen qualitativen Resultaten.
(Allen die glauben, das Ganze habe mit HP angefangen, empfehle ich eine der zahlreichen Adaptionen des englischen Kinderbuch-Klassikers „The Worst Witch„, wobei mir die neuere Serie tatsächlich etwas besser gefällt, der englische Fernsehfilm aus den 80ern aber schon allein wegen des Gesangsauftritts von Tim Curry als Oberster Zauberer einen Blick wert ist.)
„Wednesday“ erweitert das Genre nun, indem sie Wednesday, die wohl beliebteste Figur der Addams Familiy, die ja schon seit den 60er Jahren ihr Unwesen treibt, den meisten aber durch die Verfilmungen von Barry Sonnenfeld aus den frühen 90ern bekannt sein dürfte, als Teenager zeigt und aus dem Familienzusammenhang heraus nimmt und in eine High School für magische Wesen, die sog. Outcasts, steckt.
Das Spannendste daran war für mich die Frage, ob es funktionieren würde, eine Figur, deren toxisches Verhalten gegen sich selbst („I don’t do tears!„) und andere ja eigentlich nur als satirisch überhöhter Gegenentwurf zu den scheinheiligen Heile-Welt-Vorstellungen der amerikanischen Middle-Class funktionierte und diese messerscharf analysierte und enttarnte, in ein anderes Umfeld zu setzen.
Die Serienmacher (u.a. Tim Burton, der bei den ersten vier Episoden Regie führt) waren sich des Problems durchaus bewusst und benennen es sogar wortwörtlich, lösen es allerdings meiner Meinung nach erstaunlich gut, indem sie Wednesday eine Entwicklung in eine, nennen wir es sozial umgänglichere Richtung gestattten, ohne dem Kern der Figur untreu zu werden.
Jenna Ortega spielt die ikonische Rolle mit einer unterschwelligen Süffisanz, die der unvergessenen Darstellung der wundervollen Christina Ricci sowohl Achtung erweist als auch zugleich eine ganz eigene Note verleiht.
Christina Ricci selbst darf als Lehrerin der Nevermore Academy sogar etwas mehr als nur ein Cameo absolvieren, was mich ganz besonders gefreut hat.
Die eigentliche Entdeckung der Serie ist für mich jedoch Emma Myers, die Darstellerin der Noch-Nicht-Werwölfin Enid Sinclair, die mit ihrer Background-Story um die Suche nach Identität und ihrem wunderbar feinfühligen Spiel mehr als einmal beweisen darf, das man auch in Rosa und mit zuckersüßem Lächeln badass as f*ck sein kann.
Natürlich kommt die Serie um die üblichen Zutaten des Young Adult Fantasy-Genres nicht herum, seien es die beiden gegensätzlichen Love-Interests für die Hauptfigur oder Bully-Mitschüler, die jedoch stellenweise gekonnt ironisch gebrochen werden (die Klischees, nicht die Mitschüler. Obwohl…).
Was die Ausgestaltung der Nevermore Academy und ihrer Schüler:innen angeht, hätte ich mir vielleicht noch etwas mehr Düsternis erhofft; die Atmosphäre von Burtons vielfach unterschätztem Spätwerk „Die Insel der besonderen Kinder“ erreicht die Serie an der Stelle leider nicht.
Aber dafür weiß sie mit tollen Darsteller*innen (u.a. noch Gwendoline Christie, die hier als Rektorin erneut beweist, dass sie keine Rüstung braucht, um beeindruckend und Respekt einflößend zu sein), zahlreichen augenzwinkernden Zitaten auf die alten Filme und die Serie und einer tollen Kameraarbeit zu begeistern.
Zwar erfindet die Serie das Genre sicherlich nicht neu, aber sie weiß ihre Titelfigur um interessante Facetten zu erweitern.
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