Olivers Filmwelten

Aus Leidenschaft zum Film


„Ronja Räubertochter“ – Staffel 2

Schweden, 2025

Bewertung: 4.5 von 5.

Da ist doch völlig an mir vorbeigegangen, dass es bereits seit Ostern dieses Jahres in der ARD-Mediathek eine zweite Staffel zu der schwedischen Neuverfilmung von Astrid Lindgrens „Ronja Räubertochter“ gibt und nachdem ich sie jetzt an einem Sonntagnachmittag durchgesuchtet habe, muss ich sagen, dass sie mir über weite Strecken noch weitaus besser gefällt als die ohnehin schon gute erste Staffel, muss sie doch keine Zeit mehr darauf verwenden die Vielzahl an Charakteren einzuführen, sondern kann sich ganz auf die Beziehungen dieser untereinander konzentrieren.
Dabei zerfällt die Staffel sowohl erzählerisch als auch stimmungstechnisch deutlich in zwei Teile.
Da ist zum einen die dicht am Buch und in wunderschönen, lichtdurchfluteten Naturaufnahmen erzählte Geschichte um Ronjas und Birks Sommer in der Bärenhöhle, deren emotionale Tiefe um das schwierige Vater-Tochter-Verhältnis sowohl von Kerstin Linden als Ronja als auch von Christopher Wagelin als ihr Vater Mattis mit wunderbar natürlichem und glaubwürdigem Schauspiel ausgelotet wird.
Und dann gibt es die Handlung um die beiden Söldnerinnen Cappa und Smavis, die Mattis und seine Bande zur Strecke bringen wollen.
Deren Hintergrundgeschichte und Motivation, die sich in der zweiten Staffel entfaltet, will aber in ihrer gewalttätigen Ausgestaltung gar nicht so recht in Lindgrens Erzählung um die Freundschaft zwischen zwei Kindern passen.
So sehr ich an der ersten Staffel das Bemühen um ambivalentere, glaubwürdigere Charaktere geschätzt habe, so sehr störte mich jetzt dieser Erzählstrang, der als einziger von den mit der Etablierung des Dorfes und seiner Bewohner*innen eröffneten Möglichkeiten übrig bleibt, denn Cappa, in der ersten Staffel noch eine durchaus zentrale Figur verschwindet nach der ersten Folge spurlos aus der Handlung.
Lindgren war eine Meisterin darin, auch schwierige Themen kindgerecht aufzubereiten, eins denke nur an die „Gebrüder Löwenherz„, aber auch eben an „Ronja Räubertochter“ selbst, wo sie von der für beide Seiten schmerzvollen Emanzipation einer Tochter von ihrem Vater erzählt, was die Serie wie keine andere Adaption zuvor herauszuarbeiten versteht, die dann aber an der adäquaten Integration neuer Ideen scheitert.
Die unnötig brutalen Rückblenden verwehren jüngeren Kindern leider den Zugang zu dieser ansonsten wundervoll märchenhaften und zugleich ernsthaften Neuinterpretation des Stoffes, und sollten sie der Versuch eines Zugeständnisses an ein (mittlerweile) erwachseneres Publikum sein, so darf dieser in meinen Augen als leider als misslungen betrachtet werden. Zwar mag die aus der zusätzlichen Handlung abgeleitete Moral augenscheinlich in den erzählerischen Kontext über das Verhältnis von Kindern und Eltern passen, in ihrer Ausgestaltung fehlen jedoch beiden (der Handlung und der Moral) das Fingerspitzengefühl und die Erzählweise Lindgrens auf Augenhöhe ihres kindlichen Publikums egal welchen tatsächlichen Alters.



Hinterlasse einen Kommentar