Olivers Filmwelten

Aus Leidenschaft zum Film


„Alien: Earth“ – Staffel 1

USA, 2025, Serie, 4+ Folgen, Disney+

Bewertung: 5 von 5.

Da der letzte Film des Alien-Franchise, der mir wirklich gefallen hatte, nun auch schon 28 Jahre her ist, war mein anfängliches Interesse an der kürzlich auf Disney+ gestarteten Fernsehserie „Alien: Earth“ eher gering, doch da ich mir ohnehin ein Monatsabo geholt hatte, um „Thunderbolts*“ zu gucken (und einigermaßen positiv überrascht wurde), hatte ich beschlossen, es doch mal zu versuchen, was dazu führte, dass ich die momentan verfügbaren vier Folgen in einem Rutsch weggesuchtet habe.
Showrunner Noah Hawley gelingt darin das Kunststück dem Franchise frischen Wind einzuhauchen und gleichzeitig das zu tun, woran Ridley Scott selbst mit „Prometheus“ und „Alien: Covenant“ gescheitert war: relevant erscheinende philosophische Fragen zu stellen. Die Themen um menschliche Identität, Unsterblichkeit, Transhumanismus und Wissenschaftsethik, die er dabei anschneidet, mögen nicht neu sein, fanden sie sich doch auch in der großartigen ersten Staffel von „Westworld“ oder Alex Garlands brillanter Miniserie „DEVS„, sind aber u.a. dank immer präsenter werdender Künstlicher Intelligenz aktueller denn je.
Und dass er ganz nebenbei in einer Folge dem Publikum das gibt, was viele (inklusive mir) von Fede Alvarez in „Alien: Romulus“ erwartet (und dort nicht bekommen) hatten, nämlich eine dem modernen Horrorfilm angepasste, blutgetränkte und mit harten Spezialeffekten gewürzte Interpretation des Alien-Mythos, war für mich das Sahnehäubchen.
Die Handlung der Serie spielt zwei Jahre vor dem ersten Alien-Film: das Forschungsraumschiff Maginot stürzt auf die Erde und der Konzern Prodigy Corporation, geführt von dem charismatischen Boy Kavalier versucht mit Hilfe der von ihm entwickelten Hybriden (synthetischen Körpern, in die das Bewusstsein von Kindern übertragen wurde) die aus biologischen Proben bestehende Ladung zu bergen.
Was soll schon schiefgehen?
Was mir besonders gefallen hat an der Serie soweit, ist ihr Umgang mit den trotz ihrer erwachsenen Körper kindlichen Charakteren. Nicht nur, dass es Hauptdarstellerin Sydney Chandler als Hybridin Wendy geradezu wunderbar gelingt, aus jeder ihrer Bewegungen und Blicke wirkliche kindliche Unbekümmertheit und Neugier sprechen zu lassen ohne dabei klischeehaft zu wirken, das Drehbuch nutzt diese Konstellation auch weder für infantile Witze, worunter ja z.B. die Comicverfilmung von „Shazam“ ganz gewaltig litt, noch für eine fragwürdige Sexualisierung als „Born Sexy Yesterday“ wie z.B. in Luc Bessons „Das fünfte Element„.
Vielmehr entwickelt Noah Hawley den Gedanken des kindlichen Genies, dessen Fortführung nur eine der vielen Dinge ist, die mich sehnsuchtsvoll auf die nächsten Folgen warten lassen, die immer im Abstand von einer Woche erscheinen.
Aber selbst wenn er all die philosophischen Fragen gar nicht mehr aufgreift, sondern sie nur als Anregungen zum Nachdenken in den Raum geworfen hat, dürfte ihm eine der interessantesten und besten Serien des Jahres gelungen sein – und der beste Beitrag zur Alien-Reihe seit „Alien 2„.



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