Deutschland, 2000
Der 17jährige Janosch flüchtet auf seinem Roller aus seinem spießigen Zuhause am Bodensee nach Dortmund zu seinem Kumpel Koma, der mittlerweile Amateurboxer und Oi-Skinhead geworden ist. Das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Ideen von Männlichkeit faszinieren den Jungen und so taucht er immer tiefer in die Szene ein, bis er eines Tages den Punk Zottel kennenlernt und sich in ihn verliebt.
Der Debütfilm der Zwillingsbrüder Dominik und Benjamin Reding ist ein ungebändigtes und rohes Stück Kinokunst, das abseits queerer Klischees in körnigen Schwarzweißbildern von jugendlicher Orientierungslosigkeit und Sehnsucht nach Halt und Geborgenheit und den Folgen toxischer Männlichkeitsbilder erzählt.
„Politik macht uns krank!“ singen die Oi-Skinheads zu den Klängen der fiktiven Band „rOi!mkommando“ im Film und betäuben die eigene Unfähigkeit, sich in der nur von Erwartungen geprägten Welt der Erwachsenen zurecht zu finden, mit Saufen und Schlägereien.
In der Beziehung zwischen Koma und seiner schwangeren Freundin Sandra zeigt sich zudem überdeutlich die Misogynie innerhalb der Oi!-Szene.
Hauptsächlich gedreht in Dortmund und zum Teil mit Laiendarstellern aus der Oi!- und Punkszene besetzt, überzeugt der Film durch seinen authentischen aber zugleich kritischen Blick auf eine Jugendkultur, die auf eine Erwachsenenwelt, die ihnen stumpf und hohl erscheint, auch nur mit ebensolchen Parolen zu reagieren weiß und die in der Figur des Punks Zottel einen geradezu zärtlich-poetischen Gegenentwurf erfährt.
Auch 25 Jahre später immer noch ein Film voller Gänsehautmomente, der seit diesem Jahr bei Turbine Medien als schön aufbereitetes Mediabook erhältlich ist.
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