Olivers Filmwelten

Aus Leidenschaft zum Film


„Robin Hood“ – Staffel 1

USA, 2025, 10 Folgen, MGM+

Bewertung: 3 von 5.

Über die neue Robin Hood-Serie von Jonathan English („Ironclad“) wollte ich schreiben seit ich aus Neugier die erste Folge geschaut hatte, bin jedoch froh, dass damit gewartet habe bis ich alle Folgen durch hatte.
Die Legende um den angelsächsischen Volkshelden wurde seit der Frühzeit des Kinos unzählige Mal neu erzählt, wobei „Robin Hood, König der Vagabunden“ mit Errol Flynn von 1938, die Disney-Zeichentrick-Version von 1973 und die britische Fernsehserie „Robin of Sherwood“ von Richard Carpenter aus Mitte der 80er zu meinen Lieblingsadaptionen zählen.
Wie die zuvor genannten ist auch die neue Serie deutlich ein Kind ihrer Zeit und das sowohl im guten wie auch im hauptsächlich schlechten Sinne.
Am auffälligsten war in den frühen Folgen das Fehlen eines Wesenszugs Robin Hoods, der für mich die Figur eigentlich immer ganz besonders auszeichnete und genaugenommen definierte: seine Selbstlosigkeit und Aufopferung für eine höhere, gute Sache. Bei Jonathan English wird aus der Legende um den Freiheitskämpfer, der die Reichen beraubt und den Armen gibt, eine düstere, persönliche Rachegeschichte. Als wenn Kino, Fernsehen und Streaming nicht schon voll genug davon wären.
Der sozialkritische Kern der Geschichte kommt erst sehr spät zum Vorschein und auch dann erscheint Robin Hood lange Zeit als Held wider Willen. Der Versuch der Mystifizierung der Figur, wie es „Robin of Sherwood“ damals erfolgreich getan, verschwindet nach wenigen Folgen glücklicherweise wieder vollständig, wirkte er in seiner überaus platten Umsetzung ohnehin nur wie ein schwacher Vorwand für etwas mehr nackte weibliche Haut in der Serie.
Auf der anderen Seite bemüht sich die Serie scheinbar um mehr starke Frauenfiguren (als wenn Marian jemals schwach gewesen wäre), wie z.B. die Tochter des Sherriffs von Nottingham und Eleonore von Aquitanien, die Mutter der beiden Prinzen John und Richard.
Apropos Sherriff von Nottingham, für die Rolle holte Jonathan Englisch sich Sean Bean, der die Figur gerade zu Beginn mit sehr viel Zurückhaltung anlegt und dem es erst später gelingt aus dem übergroßen Schatten seiner Vorgänger wie Basil Rathbone, Nickolas Grace und Alan Rickman herauszutreten und ihr seinen eigenen Stempel aufzudrücken.
Sean Bean ist dann auch nicht das Einzige, was hier an „Game of Thrones“ erinnert. Die Mischung aus Intrigen (die für mich irgendwie nicht in den Robin-Hood-Mythos gehören), größtenteils unpassenden (und zugleich ungemein verschämten) Sexszenen und gelegentlichen (deutlich mit CGI erzeugten) Gewaltspitzen schmeckt allzu bekannt und doch fader.
Allein die zugegeben knackige Inszenierung und die fast durchgehend überzeugende Darstellendenriege haben mich bei der Stange gehalten, von der großen Connie Nielsen als Eleonore von Aquitanien bis zum bisher zumindest mir wenig bekannten Angus Castle-Doughty als Bruder Tuck. Nur Guy von Gisborne war leider ein klischeehafter Totalausfall, schaute aber zum Glück auch nur kurz vorbei.
Alles in allem ein Versuch einer Neuinterpretation, der den Kern der Vorlage zugunsten vermeintlich moderner Erzählweisen und Themen links liegenlässt und damit aus dem Gros der Verfilmungen nicht wirklich herauszustechen vermag.



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