Deutschland, 2022
Sonja (Karoline Herfurth) findet sich nach dem zweiten Kind selbst nicht mehr attraktiv und sieht sich von ihrem Mann mit der Kindererziehung allein gelassen.
Ihre beste Freundin Vicky (Nora Tschirner) ist Lehrerin, die mit ihrem feministisch geprägten Unterricht bei ihren Schüler*innen nicht den gewünschten Erfolg erzielt, von ihrem Kollegen Franz, der in sie verliebt ist, aber nur schnellen, einfachen Sex will.
Ihre Schwiegermutter Frauke (Martina Gedeck) langweilt sich in ihrer Ehe und fühlt sich von ihrem Ehemann (Joachim Król) nicht mehr begehrt. Ob da ein gemeinsamer Tangokurs Abhilfe schaffen kann?
Fraukes Tochter Julie (Emilia Schüle) ordnet angesichts des Drucks ihrer Managerin ihre körperliche und seelische Gesundheit ihrer Modelkarriere unter. Nur in der Freundschaft zu einem kleinen Nachbarmädchen findet sie etwas Halt.
Leyla (Dilara Aylin Ziem), die Tochter von Julies Managerin ist übergewichtig und voller Selbstzweifel. Erst ein neues Hobby verleiht ihr neue Lebensfreude und Selbstvertrauen.
In ihrem zweiten Kinofilm „Wunderschön“ verknüpft Regisseurin und Hauptdarstellerin Karoline Herfurth die Geschichten von fünf Frauen unterschiedlichen Alters, denen eins gemein ist: sie sind unzufrieden mit ihrem körperlichen Selbstbildnis und das belastet nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Beziehungen zu anderen Menschen.
Mit mal lakonischem, mal bissigem, aber manchmal auch herrlich albernem Humor entwirft der Film fein beobachtete Portraits, die zwar nicht immer ohne Klischees auskommen, aber von dem großartigen Ensemble zu ehrlichem und glaubwürdigem Leben erweckt werden.
Dass sich „Wunderschön“ dabei in seiner Inszenierung und Bildsprache scheinbar erstmal nicht von typisch deutschen Komödien unterscheidet, mag auf den ersten Blick angesichts des ernsten Themas enttäuschen, erweist sich aber letztendlich als seine Stärke, verabreicht er dem Publikum so doch fast unbemerkt seine teilweise bittere Medizin wie die Weitergabe von Traumata oder die Ausbeutung von Frauen durch Frauen in der Modebranche mit einem angenehm bekannten Geschmack, der sie leichter schlucken lässt. Und bevor sich eins versieht, setzt die Wirkung… oder besser gesagt hoffentlich die Erkenntnis ein.
So wissen dann auch die emotionalen Momente wirklich zu berühren, die schmerzvollen wie die schönen, und hätten dank der tollen Darsteller*innen die manchmal etwas dick aufgetragene Filmmusik von Annette Focks so gar nicht nötig gehabt.
Dass sich am Schluss (soviel sei verraten) alles zum Guten wendet, kann eins zum einen vorschnell dem Genre zuschreiben oder zum anderen dem Film sogar zum Vorwurf machen, ich habe es aber viel mehr als Hoffnungsschimmer aufgefasst, dass eine Befreiung aus den Fesseln von Schönheitswahn und dem Versuch der Selbstoptimierung möglich ist, auch wenn die dazu notwendige Selbstakzeptanz im richtigen Leben viel mehr Zeit und Kraft kostet.
Als geschickt getarnter Weckruf und Schubs in die richtige Richtung macht Karoline Herfurth mit „Wunderschön“ aber eine ganze Menge richtig. Und ich bin schon gespannt, wie es in der Fortsetzung „Wunderschöner“ weitergeht.
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