Olivers Filmwelten

Aus Leidenschaft zum Film


„From the World of John Wick: Ballerina“

USA, 2025

Bewertung: 2.5 von 5.

Ein Mädchen muss die Ermordung ihres Vaters mit ansehen und wird von einer Organisation zur Auftragskillerin ausgebildet. Nach Jahren des Trainings nutzt sie die erworbenen Fähigkeiten um ihren Vater zu rächen.
Bevor das Drehbuch zu „Ballerina“ in das John Wick-Universum eingepasst wurde, war sein großes Vorbild überdeutlich: „Nikita„, jedoch weniger das grimmige Portrait von Luc Besson, sondern eher die glattgebügelte amerikanische Serienvariante.
Nun war das Kino der letzten 10 Jahre aber nicht gerade arm an weiblichen Auftragskillern, so dass etwas besonderes her musste, was das Publikum anziehen würde. Und so wurde die Figur der von Ana de Amas gespielten Killerin Eve bereits im dritten Teil der John Wick-Reihe eingeführt, um später ihr eigenes Spinn-Off zu bekommen.
Und da ist es nun, nachdem der vierte John Wick bereits offenbarte, dass trotz allem bemüht komplexen World-Building die Geschichten um das Continental und die Killer-Organisationen bereits alle erzählt sind. Ein Gefühl, das die Serie nur verstärkte.
Ich habe ja schon des Öfteren über die detaillierte Zerstörung des menschlichen Körpers durch Gewalt als integraler Bestandteil des modernen Actionkinos geschrieben, sowie über den damit eng verbundenen Vorwurf der Gewaltverherrlichung.
Mit „Ballerina“ von Len Wiseman erreicht das Kino endgültig ein neues Stadium der in meinen Augen weitaus problematischeren Gewaltverharmlosung, nicht durch die Behauptung Gewalt sei per se witzig, wie es die zahlreichen Tarantino-Epigonen der Spät-Neunziger und Früh-Zweitausender getan haben, sondern durch eine Überästhetisierung, die zugleich mit einer Reinwaschung einhergeht.
Der Gewalt in „Ballerina“ fehlt über weite Strecken jeglicher Schreckmoment, sie wird zur reinen Showattraktion, die keinerlei Auswirkungen auf ihre Opfer hat: kein Blut, keine Schmerzen, kein Leid, nur wunderschöne Bilder.
Bilder, die nur noch zum Konsumieren da sind, die nichts mehr erzählen, nichts über die Katharsis einer Antiheldin, nichts über Traumata, nichts über Empowerment (denn all das und noch viel mehr kann Gewaltdarstellung), nichts darüber, dass die Hauptfigur die eigene Menschlichkeit aufgegeben hat, denn ihre Taten fügen keinen Schaden mehr zu, nicht ihren Opfern, aber auch nicht ihr selbst.
In der Neuverfilmung von „Tomb Raider“ mit Alicia Vikander von 2018 gab es diese Szene, in der Lara Croft zum ersten Mal einen Menschen tötet und über die eigene Tat zutiefst entsetzt und bestürzt ist. Dieser kurze Moment einer Videospielverfilmung erzählte uns mehr über ihre Hauptfigur und über das Wesen der Gewalt als die 118 Minuten von „Ballerina“ es können oder besser gesagt wollen.



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