Deutschland, 2015
Burhan Qurbanis Film „Wir sind jung. Wir sind stark.“ erzählt die Geschehnisse des 24. August 1992 in Rostock-Lichtenhagen aus Sicht einer deutschen Jugend-Clique einerseits und der jungen Vietnamesin Lien andererseits, die nicht mit ihrer Familie nach Vietnam zurückkehren will, hat sie doch endlich alle notwendigen Papiere für eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis zusammen.
Yoshi Heimraths Kamera folgt der Clique den ganzen Tag über und zeigt ihren trostlosen Alltag in starken Schwarzweißbildern, wobei vor allem der eher zurückhaltend wirkende Stefan, Sohn eines alleinerziehenden Lokalpolitikers, im Fokus steht. Als ihn eine ehemalige Klassenkameradin (und jetzige Punkerin) fragt, ob er links oder rechts sei, antwortet er: „Normal. Kann man nicht einfach nur normal sein?„
Ausgehend von dieser Frage zeichnet Qurbani ein eindringliches Bild des deutschen Alltagsrassismus, der sich unter der Maske von Normalität und Bürgerlichkeit verbirgt, von einer Politik, die weg guckt und sich weg duckt, während aus rassistischen Parolen Taten werden. Und als sie endlich eingreifen will, ist es längst zu spät.
Der Junge, der einfach nur normal sein will, wird am Ende den ersten Molotowcocktail auf das Asylbewerberhaus werfen und dafür, dass er ein Fenster getroffen hat, bejubelt werden als habe er beim Fußballspiel ein Tor geschossen.
Rassistische Gewalt als Volkssport und Happening mit Würstchenbude.
Heimraths Bilder sind dann längst dazu passend in Widescreen und Farbe. Und seine letzte Einstellung erinnert uns schmerzvoll daran, dass dies kein Einzelfall war und bleiben sollte. Die nächste Generation hat die Steine schon in der Hand. Und wir alle wissen, dass es in den kommenden Jahren bis heute nicht bei Steinen geblieben ist…
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