Olivers Filmwelten

Aus Leidenschaft zum Film


„Faster Pussycat! Kill! Kill!“ / „Die Satansweiber von Tittfield“

USA, 1965

Bewertung: 5 von 5.

Nach „The Night of the Living Dead“ war mir gestern irgendwie nach mehr wildem „billigen“ Exploitation-Schwarzweiß-Kino aus den 60ern.
Da fiel mir die tolle Ausgabe der gesammelten Werke des viel gescholtenen Russ Meyer ein, die Arrow Films vor ein paar Jahren veröffentlicht hatte und die seitdem ein viel zu unbeachtetes Dasein in meiner Sammlung fristet.
Die Erbin des Meyerschen Nachlasses, seine ehemalige Pflegerin, verhindert wohl durch unangemessene Preisvorstellungen eine zeitgemäße Aufarbeitung seines Werkes.
(Anmerkung: Mittlerweile, der Originalbeitrag ist aus 2021, ist wohl etwas Bewegung in die Sache gekommen.)
So gibt es denn auch nur von dem hier besprochenen Film eine limitierte Bluray, die ich leider nicht besitze, und für die mittlerweile irrwitzige Preise aufgerufen werden.
Aber die DVD-Box von Arrow Films geht qualitativ mehr als in Ordnung, was man von diesem englischen Vorzeige-Label auch nicht anders gewöhnt ist.
Dass ich mir mit „Faster Pussycat…“ nicht nur einen Film rausgesucht habe, den ich bereits kannte, sondern auch meinen (auf dem sehr rudimentären Sichtungsstand des Meyerschen Gesamtwerks basierenden) Lieblingsfilm des Regisseur, mag dem späten Abend geschuldet gewesen sein.
„Pussycat“ ist eine Naturgewalt von einem Film.
Und damit meine ich ausdrücklich nicht die hervorragenden (sorry for the pun!) körperlichen Attribute der Hauptdarstellerinnen.
Russ Meyer präsentiert seinen Fetisch übrigens weitaus weniger aufdringlich als dies Quentin Tarantino mit dem seinigen insbesondere in seinen letzten Filmen getan hat.
In „Death Proof“ ist Tarantino meiner Meinung nach zudem daran gescheitert eine ähnliche Stimmung wie in „Pussycat“ erzeugen zu wollen, auf den das T-Shirt seiner Hauptdarstellerin verweist.
Pussycat“ lebt einerseits von seiner schnellen, rauen Inszenierung, die aber anders als bei Tarantino nicht künstlich ist, und andererseits aber auch von der ambivalenten Zeichnung der Hauptfiguren.
Deren überproportionalen Oberweiten dienen nicht zuletzt auch dazu die drei Frauen optisch aus dem Umfeld der anderen Menschen herauszuheben, sie im wahrsten Sinne des Wortes Larger-than-life zu machen.
Meyer erzählt die Geschichte der drei Gogo-Tänzerinnen Varla (Tura Sartana), Rosie (Haji) und Billie (Lori Williams), die mit ihren Sportwagen durch die Gegend fahren, Mutproben mit ihren Autos vollziehen und sich ausgiebig im Wasser und Sand balgen dürfen.
Diese Darstellung darf eins auf den ersten Blick sexualisierend und sexistisch finden, allerdings gehört sie zu Meyers Spiel mit den Erwartungen eines vornehmlich männlichen Publikums.
Als die drei auf das typische American Middle Class Pärchen Tommy und Linda treffen, beginnt der Loslösungsprozess oder besser gesagt der Ausbruch der Figuren aus der Objektifizierung.
Mit dem Sieg im Wettfahren über den selbstgefälligen Tommy etabliert Meyer Varla als Heldin, bricht die Heldenrolle durch den anschließenden Gewaltakt allerdings direkt wieder und macht die drei Frauen zu Antiheldinnen, die den gewaltsamen Kampf gegen die Männerwelt aufnehmen.
Die Männer des Films sind alle in irgendeiner Art und Weise schwach und ihnen unterlegen, manchmal augenzwinkernd dargestellt wie der Tankwart, der mit der Zapfpistole in der Hand die Tanköffnung an Varlas Wagen nicht findet, dann wieder bitter wie der im Rollstuhl sitzende alte Mann mit seinen zwei Söhnen.
Ist eins anfänglich auch noch bereit, die Entführung Lindas durch die Drei als Zwangsbefreiung aus ihrem spießigen Leben zu sehen, so kippt die Stimmung des Films im weiteren Verlauf immer mehr und endet schließlich in einem nur vermeintlichen Happy End.
Dass zwischen zwei der Hauptfiguren eine offensichtliche lesbische Liebesbeziehung besteht, war für das zeitgenössische Publikum im übrigen too much und für die feministische und queere Bewegung späterer Jahrzehnte mit ein Grund diesen Film für sich zu entdecken.



Eine Antwort zu „„Faster Pussycat! Kill! Kill!“ / „Die Satansweiber von Tittfield“”.

  1. […] dem vorletzten dieser Filme und unmittelbarer Vorgänger des heutzutage viel bekannteren „Faster, Pussycat! Kill! Kill!„.Drei Motorrad-Rowdies terrorisieren ein kleines Wüstenstädtchen in Nevada und als sie die […]

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