Olivers Filmwelten

Aus Leidenschaft zum Film


„No Way Out“ / „Der Hass ist blind“

USA, 1950

Bewertung: 4.5 von 5.

Anmerkung: Der folgende Beitrag entstand ursprünglich am 09.01.2022.
Vor wenigen Wochen erst hatte ich mir die englische Blu ray des Films aus der Reihe „Masters of Cinema“ bestellt, zum einen wegen der Thematik, vor allem aber wegen des Hauptdarstellers Richard Widmark, den ich dank seiner Leistung in meinem Lieblings-Film Noir „The Night and the City“ für mich als Charakter-Schauspieler wiederentdeckt habe.
Doch nun steht meine erste Sichtung des Films unter ganz anderen Vorzeichen, ist „No Way Out“ doch auch das Filmdebüt von Sidney Poitier, der letzte Woche im Alter von 94 Jahren verstorben ist.
Poitier, der 1964 als erster Schwarzer für „Lilien auf dem Felde“ den Oscar für eine Hauptrolle erhalten sollte, spielt in „No Way Out“ einen jungen Arzt namens Luther Brooks, der zwei Brüder in der Notaufnahme behandeln soll, die bei einem von ihnen verübten Raubüberfall angeschossen wurden.
Als einer der beiden Brüder während der Behandlung stirbt, behauptet der andere, getrieben von einem tief verwurzelten Rassenhass, Luther hätte ihn umgebracht.
Widmark gibt den überlebenden Bruder als widerlichen Primitivling, als hässliche Fratze des alltäglichen Rassimus, dem der gebildete, besonnene und selbstreflektierte Arzt anfänglich scheinbar hilflos gegenübersteht.
Poitier füllt seine erste Rolle bereits mit jener ruhigen Präsenz und dem gleichzeitigen Gespür für pointiert gesetzte Gefühlsausbrüche, die ihn zu einem der besten, weil glaubwürdigsten Schauspieler seiner Generation und zum ersten echten afro-amerikanischen Star des Hollywoodkinos machen sollten.
Zwischen den beiden Männern steht die großartige Linda Darnell als Ex-Frau des ums Leben gekommenen Verbrechers in der wohl ambivalentesten Rolle des Films, über den sie später sagen sollte, es sei der einzig wirklich gute Film gewesen, den sie je gemacht hat.
Regisseur Joseph L. Mankiewicz ist mit „No Way Out“ ein erstaunlich vielschichtiger Film gelungen, der als vermeintliches Arzt-Drama mit Rassismus-Einschlag beginnt, im Verlauf aber gewaltig an Fahrt aufnimmt und nicht zuletzt wegen der schonungslosen Darstellung der Rassen-Unruhen zu seiner Zeit nicht unumstritten war.
Für Poitier der Beginn einer beispiellosen Karriere, die stets getragen war vom Kampf gegen den Rassismus.
Danke dafür, Ruhe in Frieden.



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