Olivers Filmwelten

Aus Leidenschaft zum Film


„…E tu vivrai nel terrore! L’aldilà“ / „The Beyond“ / „Über dem Jenseits“ aka „Die Geisterstadt der Zombies“

Italien, 1981

Bewertung: 4.5 von 5.

1927 wird der Maler Schweick, dessen Bilder fremdartige Landschaften zeigen, unter dem Vorwurf ein Hexer zu sein von einer Gruppe aufgebrachter Männer im Keller des Hotels, in dem er lebt, grausam ermordet. Mehr als 50 Jahre später erbt die junge Liza Merrill das Haus und zieht dort ein, um das Gebäude renovieren zu lassen. Doch bald häufen sich die seltsamen Ereignisse…

Über dem Jenseits“ war, wie einige andere Filme des italienischen Regisseur Lucio Fulci, bis zum Oktober letzten Jahres in Deutschland wegen Gewaltdarstellung beschlagnahmt. Aus heutiger Sicht sind die handgemachten durchaus drastischen Effekte zwar als deutlich solche zu erkennen, verfehlen aber doch zumeist ihre Wirkung nicht.

Sinn macht in diesem Film wenig, weder die Handlung an sich, noch das jeweilge Verhalten der Protagonist*innen in einzelnen Szenen. Doch was vielen anderen Filmen des Genres und der Zeit zum Nachteil gereicht, erweist sich, so seltsam es klingen mag, als große Stärke des Films.
So entsteht durch die teils sprunghafte Erzählweise gepaart mit der wunderschönen Kameraarbeit von Fulcis Stamm-Bildzauberer Sergio Salvati und der stimmungsvollen Filmusik von Fabio Frizzi, der hier eine seiner besten Arbeiten abgeliefert hat, eine irrationale Atmosphäre, die sich tatsächlich wie das Durchleben eines Albtraumes anfühlt.

Catriona MacColl gelingt es durch ihre Darstellung, wie schon zuvor in Fulcis „Ein Zombie hing am Glockseil“ und anschließend in seinem großartigen „Das Haus an der Friedhofsmauer„, in der weiblichen Hauptrolle, dass sich die Schrecken, die sie durchlebt, auf die Zuschauenden übertragen. Und auch Cinzia Monreale („Buio Omega„) als geheimnisvolle Emily trägt mit ihrer andersweltlichen Ausstrahlung sehr zur Stimmung des Films bei. Neben den beiden verblasst Schauspieler und Model David Warbeck in der männlichen Hauptrolle dann doch leider sehr.

Fulci ist mit „Über dem Jenseits“ ein eigensinniger und eigentümlicher Horrorfilm gelungen, der seine Inspirationen von H.P. Lovecraft und Clark Ashton Smith („Book of Eibon“) bezieht und der nicht ohne Grund als einer der Höhepunkte im umfangreichen Schaffen des Regisseurs gilt.
Freunde der wandelnden Toten, die sich auf die im deutschen Alternativtitel erwähnten Zombies freuen, könnten jedoch enttäuscht sein, tauchen diese doch erst spät und auch nur als Beiwerk auf.
Ihnen sei, um in Fulcis Werk zu bleiben, der zwei Jahre zuvor entstandene „Woodoo – Die Schreckensinsel der Zombies“ ans Herz gelegt oder aber der wunderbare „Das Leichenhaus der lebenden Toten“ des spanischen Regisseurs Jorge Grau, den ich einfach nicht oft und ausgiebig genug empfehlen kann.



Eine Antwort zu „„…E tu vivrai nel terrore! L’aldilà“ / „The Beyond“ / „Über dem Jenseits“ aka „Die Geisterstadt der Zombies“”.

  1. […] zwanzig Jahre früher entstanden, jedoch ohne epigonisch zu sein.Ganz ähnlich wie Fulci in „Über dem Jenseits“ oder Soavi in „The Church“ gelingt es Bainos durch die eindrucksvollen Bilder […]

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