Olivers Filmwelten

Aus Leidenschaft zum Film


„El vampiro“ / „The Vampire“

Mexiko, 1957

Bewertung: 4.5 von 5.

„El Vampiro“ gilt als Beginn und gleichzeitiger Höhepunkt der Welle mexikanischer Horrorfilme in den späten 1950er bis früher 1960er Jahren, die stark von den US-amerikanischen Universal-Monster-Filmen beeinflusst waren.
Regisseur Fernando Méndez, der zuvor hauptsächlich Komödien und Dramen gedreht hatte, erzählt die Geschichte der jungen Marta (Ariadna Welter), die auf dem Weg zur Hazienda ihrer schwer kranken Tante den Arzt Dr. Enrique (Abel Salazar) kennenlernt, nur um vor Ort feststellen zu müssen, dass der Ort ihrer Kindheit von einem Vampir (Germán Robles) heimgesucht wird.
Kameramann Rosalío Solano und Art Director Gunther Gerszo gelingt es dabei in exzellenter Art und Weise, die typische gothische Atmosphäre des Vampirfilms auf das mexikanische Setting der alten Hazienda zu übertragen.
Die Spezialeffekte von Gummifledermäusen bis zu Verwandlungszenen sind zwar simpel aber charmant gemacht und wirken keineswegs lächerlich.
Als besonderer Glückgriff erweist sich zudem die kubanisch-mexikanische Charakterdarstellerin Carmen Montejo in der Rolle der Eloisa, die sie mit geheimnisvollem und verführerischem Charisma ausfüllt.
Die von Indicator in Großbritannien veröffentlichte 2-Disc-Special Edition des Films enthält u.a. ein interessantes Feature über Montejo mit zahlreichen Ausschnitten aus ihren anderen Filmen, die außerhalb Mexikos nur schwer erhältlich sind, was angesichts ihrer Ausstrahlung und ihres schauspielerischen Könnens, das sich keineswegs hinter den großen internationalen Namen ihrer Zeit zu verstecken braucht, eine echte Schande ist.
Nur ein Jahr später entstand mit „El ataúd del vampiro“ / „The Vampire’s Coffin“ eine direkte Fortsetzung (die im Set von Indicator auch enthalten ist), für welche neben dem Regisseur und Kameramann auch die drei Hauptdarsteller*innen in ihren Rollen zurückkehrten.
Die Handlung wurde in das Krankenhaus verlegt, in dem Dr. Enrique arbeitet. Da dieses aber szenisch wenig zu bieten hat, wurde noch ein altes Theater mit einem Wachsfigurenkabinett im Keller als zusätzlicher Schauplatz hinzugefügt, den Rosalío Solano erneut in gespenstisches Licht zu tauchen weiß.
Zwar fehlt dem Film etwas die inszenatorische Dichte seines Vorgängers, aber als Fortführung der Geschichte funktioniert er trotzdem ganz formidabel und weiß nicht zuletzt dank des rasanten Finales gut zu unterhalten.



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