Olivers Filmwelten

Aus Leidenschaft zum Film


„Boy Kills World“

USA, Deutschland, Südafrika, 2023

Bewertung: 1.5 von 5.

Ich bin sicher, ein paar werden die folgende Kritik als klare Empfehlung nehmen, wobei ich mir dann immer ein bißchen vorkomme wie der katholische Filmdienst.
Bill Skarsgard entwickelt sich für mich langsam aber sich zum Garant oder besser gesagt Warnsignal für schlechte Filme, das ich jetzt nur noch endlich mal ernst nehmen muss.
Boy Kills World“ ist das Spielfilmdebüt des deutschen Regisseurs Max Mohr, was angesichts der illustren Darstellendenriege von Bill Skarsgard, über Jessica Rothe („Happy Death Day„), Famke Janssen („X-Men„) bis zu Yayan Ruhian („The Raid„) doch etwas verwundern mag. Und das Geld dafür hat niemand geringeres als Sam Raimi („The Evil Dead„) zur Verfügung gestellt.
Ein namenloser Junge muss mitansehen, wie die Diktatorin Hilda van der Koy im Rahmen der jährlich medial inszenierten Hinrichtung aufständischer Bürger*innen seine Mutter und seine kleine Schwester erschießt. Schwer verwundet und traumatisiert nimmt sich ein Schamane des taubstummen Jungen an und bildet ihn über Jahre zur ultimativen Kampfmaschine aus, damit er Rache nehmen und das Unrechtsregime stürzen kann.
Kommentiert wird das Ganze nahezu ununterbrochen von der inneren Stimme des Jungen (jedoch gesprochen vom Sprecher seines Lieblings-Arcadegames), was mich schon nach zehn Minuten dermaßen genervt hat, dass ich den Ton am liebsten ganz abgeschaltet hätte.
Überhaupt fühlt sich der ganze Film, der in Kritiken für seine originelle Tonalität und sein Worldbuilding gelobt wurde, vielmehr so an als ob ein 14jähriger Videospielfan, der heimlich an Papas Schrank mit den Ballerfilmen für Erwachsene war, nun seinen eigenen Film drehen durfte.
Sorry, aber das Zusammenkleben von hinreichend bekannten Versatzstücken aus „Hunger Games„, „Dredd„, „The Raid“ und „Mortal Combat“ ist kein World Building und das reihenweise Töten von Menschen wird nicht automatisch dadurch komisch, dass man eine beschwingte Musik drunterlegt.
Wie gutes Exploitationkino aus Deutschland aussehen kann, hatte Peter Thorwarth letztes Jahr mit „Blood & Gold“ bewiesen und Dev Patel hat mit „Monkey Man“ erst kürzlich eindrucksvoll gezeigt, dass Mystik und Heroic Bloodshed ganz hervorragend zusammen gehen und „Deadpool & Wolverine“ hatte bereits im Vorspann mehr Gefühl dafür, wie überzogene Gewalt durch entsprechende Brechung zum Schreien komisch wird.
Bei „Boy Kills World“ wäre ich stattdessen streckenweise am liebsten schreiend weggerannt, bin aber wegen des viel gepriesenen Schlusskampfs geblieben, in dem Yayan Ruhian endlich von der Leine gelassen wird, und den sich eins durchaus mal angucken kann, der aber für die vorher größenteils verschwendete Lebenszeit auch nur geringfügig entschädigt.
Wer sich trotz oder wegen meiner Kritik den Film anschauen will, kann dieses beim großen A für ein paar Euro tun oder muss noch etwas warten bis er dort umsonst läuft. Ich rate zu letzterem.
Und zukünftig höre ich hoffentlich auf meine eigenen Ratschläge.



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